Mittwoch, 14. Juli 2010

Serbien <-> Kosovo: Tut sich was?

Die Onlineausgabe meiner Tageszeitung, wie auch viele andere Medien, meldete am 09. Juli folgendes:
Serbien will Gebietstausch mit Kosovo

Zur Lösung des Konflikts um den seit zwei Jahren unabhängigen Staat Kosovo will Serbien nach einem Medienbericht einen Gebietstausch anbieten. Das berichtete die serbische Zeitung «Blic» unter Berufung auf entsprechende Bemühungen der Regierung.



Danach solle der Norden Kosovos mit seiner serbischen Bevölkerungsmehrheit Serbien angegliedert werden. Im Gegenzug solle Kosovo Teile des Presevo-Tals erhalten, das im Süden Serbiens an der Ostgrenze zu Kosovo liegt. Dort stellen die Albaner mit 80 Prozent die Mehrheit.

Nach Darstellung der Zeitung will Serbien bei der EU, den USA und den UN dafür Unterstützung erhalten. Diese Initiative beinhalte auch, dass die mittelalterlichen serbischen Klöster im Kosovo unter international kontrollierte Verwaltung der Serbisch-Orthodoxen Kirche gestellt werden. Als Gegenleistung will Serbien Kosovo die bisher verweigerte Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen ermöglichen.

Dieser Schritt Serbiens werde nach dem für Ende Juli erwarteten Urteil des Internationalen Gerichtshofes (IGH) in Den Haag erwartet, heißt es in dem Bericht weiter. Serbien hatte bei diesem höchsten UN-Gericht Klage gegen die Selbstständigkeit seiner früheren Provinz Kosovo eingereicht. Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo ist bisher von mehr als 60 Staaten anerkannt worden. Darunter sind alle großen EU-Länder, die USA, Kanada, Japan, die Türkei und Saudi Arabien.

Es schaut also so aus, dass Serbien kein positives Votum durch den Internationalen Gerichtshof erwartet und stattdessen versucht, einen der größten Brocken auf dem Weg zu einem unabhängigen Kosovo diplomatisch aus dem Weg zu räumen. Damit reagiert Belgrad auch auf die Stationierung kosovarischer Polizeieinheiten in serbisch bewohnten Gebieten des Kosovo. Während Serbiens Präsident Boris Tadic offenbar auf eine Kompromisslösung aus ist, bezeichnet Hashim Thaci, der Regierungschef des Kosovo, neue Verhandlungen als unnötig: "Das Thema ist ein für alle Mal abgeschlossen".

Ich muss ehrlich sagen, dass mich das Entgegenkommen Serbiens überrascht. Auf die erkennbare Provokation des Kosovo durch die Stationierung von Polizeieinheiten reagiert Belgrad nicht mit Gegenprovokation. In meinen Augen ein Schritt in die richtige Richtung! Man darf auch hier gespannt sein, was die Zukunft bringt. Wichtig ist dabei vor allem, dass sich kein neuer militärischer Konflikt entzündet, der wiederum zu einem Flächenbrand werden könnte.

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