Donnerstag, 21. Oktober 2010

Der "Fall Genua"












Am 12. Oktober 2010 haben vermummte "Anhänger" der serbischen Nationalmannschaft in Genua einen Spielabbruch in der EM-Qualifikation zwischen Italien und Serbien verursacht. "Nur mit einer Kalaschnikow hätte man diesen Block noch einmal ruhig bekommen", meinte der italienische Verbandspräsident Nicchi. Bereits im Vorfeld der Partie war es zu Krawallen in der Innenstadt gekommen, wurde der Keeper der Serben dermaßen eingeschüchtert, dass er auf einen Einsatz verzichtete.


Wieder einmal steht der Fußballsport in seiner derbsten und brutalsten Facette in den Medien, diesmal - und das verschafft ihm diesen Blogeintrag - unter direkter Balkan-Beteiligung. Die Bilanz der Randale in Genua: 17 Festnahmen und 35 weitere Anzeigen, dazu natürlich die Ächtung der europäischen Fußballwelt gegenüber den serbischen Hooligans und die zu erwartenden Sanktionen durch die UEFA für das Nationalteam.

Doch was hat zu den Ausschreitungen geführt? Nach Aussage des italienischen Verbandes war die Kommunikation und Kooperation zwischen serbischen und italienischen Organisatoren mangelhaft. Der serbische Verband verwies jedoch auf eine Warnung vor vierhundert gewaltbereiten Fans auf dem Weg nach Genua, die Ordnungsbehörden stoppten diese jedoch nicht, wie es anderswo - zum Beispiel in England oder Deutschland - üblich ist.

Nach dem "Fall Genua" wird der serbische Fußball natürlich anders wahrgenommen werden, jedes Spiel wird unter besonderer Beobachtung stehen. Für Medien und Politiker "starb der serbische Fußball in Genua", war von "politischer Sabotage" die Rede: "Offensichtlich will jemand beweisen, dass Serbien weder bereit noch reif für Europa ist", so ein Mitarbeiter des Innenministeriums. Ob es sich bei den Hooligans nun um bezahlte Gewalttätige im Umfeld anti-europäischer und nationaler Kreise handelt, oder um Gewalt der Gewalt wegen: Das hat mit Sport nichts mehr zu tun!

Es bleibt zu hoffen, dass alle beteiligten Organe derartige Gewaltausbrüche in Zukunft verhindern können. Jegliche Bestrafung der serbischen Nationalmannschaft trifft sicherlich die Falschen und könnte derartige Ereignisse sogar befördern. Man darf solchen Menschen nicht signalisieren, dass sie mit ihrem Verhalten Erfolg haben können!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Krieg, Frieden und Religion

*Hust* Erstmal kräftig den Staub wegpusten...

Hallo und Willkommen zurück in meinem Balkanblog! Gestern hat das neue Semester begonnen und ich dachte mir, dass ich den neuen Bloggern etwas Gesellschaft leiste und mein Blog an dieser Stelle weiterführe. Demnächst gibt es an dieser Stelle also wieder Beiträge in loser Reihenfolge rund um die Themenfelder "Balkan" und "Islam", diesmal aber ergänzt durch die Schlagwörter "Krieg" und "Frieden".

Der erste Seminartag brachte vor allem die Frage nach der Vernetzung der beiden letztgenannten Aspekte mit dem Thema "Religion". Uns allen ist klar, dass diese Themenfelder zusammenhängen. Dennoch war es schwer, direkte Beziehungen herzustellen. Frei von allen persönlichen Hemmschuhen und Vorbehalten ließen sich in unserer Gruppe folgende Beziehungen feststellen:

  • Religion dient oft als Ursache oder Vorwand für Krieg
  • Religion hat gleichsam einen Frieden stiftenden Anspruch
  • Krieg kann die Bedeutung von Religion verstärken (sowohl individuell, als auch kollektiv)
  • Frieden kann die Bedeutung von Religion schwächen (sowohl individuell, als auch kollektiv)
  • Sowohl Frieden als auch Krieg sind Kernelemente der Religion
  • Religion kann Krieg als Mittel der Bekehrung einfordern

Für mich persönlich - und damit stand ich Merles Position sehr nahe - ergibt sich in diesem Themenfeld folgende These, die ich schon öfter in Gesprächen eingenommen habe und die gestern im Seminar erneut angedacht wurde:

Sobald Religionen für sich einen Alleinvertretungsanspruch beanspruchen, sich also als die einzig wahre und richtige Glaubensgemeinschaft und anderen übergeordnet auffassen, ist eines ihrer Mittel zur AbGRENZung von Andersgläubigen die Ausübung von Gewalt.

Eine friedliche Koexistenz von Religionsgemeinschaften war in der Geschichte nicht die Regel und auch in der Gegenwart hat der 11. September 2001 - oder besser gesagt die amerikanische Reaktion auf diese Tragödie - erneut diese "Illusion" beiseite gewischt und für eine Verschärfung der religiösen Spannungen gesorgt. Unternimmt man einen Streifzug durch die Geschichte, dann ist Religion immer und immer wieder Ausgangspunkt oder Legitimation für militärische Konflikte. Gerade in Bezug auf die drei großen religiösen Traditionsgeflechte (Volkhard Krech) Juden-, Christentum und Islam lassen sich viele Beispiele finden und es ist durchaus möglich, dass auch Hindu- und Buddhismen sowie die südostasiatischen Religionen trotz verstärkter Wahrnehmung als friedlichere Religionsgemeinschaften zum Mittel der Gewalt gegriffen haben, dies tun und auch in Zukunft machen werden. Um die These, die hier und heute auch nur eine These bleiben wird, weiterzuführen:

Je größer der Alleinvertretungsanspruch einer Religion ausgeprägt ist, umso intensiver wird ihre AbGRENZung gegenüber anderen Religionsgemeinschaften durch Konflikt und Gewalt geprägt sein.

Soviel für heute von mir! Über Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen, auch die "Neuen" brauchen sich da nicht mit ihren Ansichten zurückhalten!

Freitag, 30. Juli 2010

Ein Ende kann auch ein Anfang sein

Nach dem sehr angenehmen, leckeren und langen Freitag bei al-shaaq ist das Sommersemester Vergangenheit und auch das Seminar, um das es in diesem Blog ging, ist nun vorbei. Zeit einen Schlußstrich zu ziehen? Jein. Zeit für ein Fazit? Auf jeden Fall!

Kommen wir zuerst zum Fazit. Eines für das Blog könnte so lauten: Viele Ansätze, viele Ideen, einige Umsetzungen, aber noch viele lose Enden. Was ich nicht alles vorgehabt habe! Irgendwie habe ich das Gefühl, mit nichts fertig geworden zu sein, was ich mir vorgenommen habe. Mein Geschichtsrückblick - versackt. Teil zwei der privaten Balkanerlebnisse - nie verfasst. Ein eigener Beitrag zur Nationalismusdebatte - nicht da. Und so geht es weiter. Mein persönliches Blogfazit lautet daher: Es war mehr drin. Aus Sicht des Seminars und dessen Vorgaben liege ich aber mit der Aktivität des Blogs in der gewünschten Norm. Dadurch kann ich mich also etwas entspannen! :-)

Womit ich bei meinem zweiten Fazit bin. Die Veranstaltung zu Islam und Balkan war ohne Frage die bisher kreativste, unvorhergesehenste, diskussionsreichste und auch - was persönliche Bekanntschaften und Interaktion angeht - die persönlichste Veranstaltung in meiner schon etwas länger andauernden Studienzeit. Daher ein ganz dickes Lob an Stefan und alle anderen Teilnehmer! Auf der anderen Seite habe ich immer noch das Gefühl, dass vieles nur angekratzt wurde, dass viele lose Fäden nun unverbunden im Raum stehen. Waren einige Seminartage konkret, so endeten einige mit netten Gesprächen und Diskussionen, aber ohne wirkliches Ergebnis. Ergebnissicherung war damit natürlich schwer, aber braucht man das überhaupt?

Wenn das Seminar eines bei mir erreicht hat, dann ist das a) eine Vertiefung des Interesses an der Region und b) eine Bestätigung über einen nur allzu menschlichen Sachverhalt: Man lernt nie aus! Das Ende des Seminars ist damit also nicht gleichbedeutend mit der "ich habe nun alles erfahren, was ich wissen muss, also nächstes Thema"-Manie vieler BA-Studiengänge. Wer das erwartet hat, der war sicherlich falsch. Vielmehr wurden Reizpunkte gesetzt, Interesse geweckt und Ansatzpunkte für neue, tiefergehende Überlegungen geschaffen. Im Sinne der verschulten Studiengänge wohl nicht das gewünschte Resultat. Im Sinne von "Wissen schaffen" ein möglicher Startschuß für eine wissenschaftliche Schwerpunktbildung.

Meine persönliche Bewertung des Seminars ist absolut positiv: Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt und hoffe, den ein oder anderen Kontakt halten zu können. Ebenfalls konnte ich viele neue Erfahrungen machen und Informationen sammeln, die ohne diese sehr intensive Form des Seminars nicht möglich gewesen wäre. Einige Erkenntnisse der Anfangszeit kann ich nun neu einordnen und überdenken, andere Ansätze haben sich verfestigt. Ohne Frage ist die Region Balkan nun in meiner persönlichen Mindmap fest verankert. Zu guter Letzt im Fazit nun die Antwort auf die Frage, wo der Balkan beginnt! Gespannt? Der griechische Vorsitzende meines Vereins beantwortete die Frage sehr einfach: Alles südlich der Donau ist Balkan. Er als Grieche also auch. Wenn das nur mal so einfach wäre... Aber wer weiß, vielleicht ist es einfach. Diese Aussage wird mir aus einer bestimmten Ecke wieder einen Nierenhieb versetzen, aber das kann ich ab. :-)

Vielen Dank an euch Alle für angenehme Stunden! Ich wünsche Euch für Eure zukünftigen Studien und Projekte alles erdenklich Gute und hoffe, mit dem ein oder anderem in Kontakt zu bleiben!

Ob ich an dieser Stelle weiter zum Balkan blogge ist derzeit noch offen. Wer aber mehr von mir lesen mag, auch zu ganz anderen Themen, der ist herzlich eingeladen, sich mal unter www.kannix.eu umzuschauen!

In dem Sinne: Macht et jut!

Liebe Grüße, Thomas

Mittwoch, 14. Juli 2010

Serbien <-> Kosovo: Tut sich was?

Die Onlineausgabe meiner Tageszeitung, wie auch viele andere Medien, meldete am 09. Juli folgendes:
Serbien will Gebietstausch mit Kosovo

Zur Lösung des Konflikts um den seit zwei Jahren unabhängigen Staat Kosovo will Serbien nach einem Medienbericht einen Gebietstausch anbieten. Das berichtete die serbische Zeitung «Blic» unter Berufung auf entsprechende Bemühungen der Regierung.



Danach solle der Norden Kosovos mit seiner serbischen Bevölkerungsmehrheit Serbien angegliedert werden. Im Gegenzug solle Kosovo Teile des Presevo-Tals erhalten, das im Süden Serbiens an der Ostgrenze zu Kosovo liegt. Dort stellen die Albaner mit 80 Prozent die Mehrheit.

Nach Darstellung der Zeitung will Serbien bei der EU, den USA und den UN dafür Unterstützung erhalten. Diese Initiative beinhalte auch, dass die mittelalterlichen serbischen Klöster im Kosovo unter international kontrollierte Verwaltung der Serbisch-Orthodoxen Kirche gestellt werden. Als Gegenleistung will Serbien Kosovo die bisher verweigerte Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen ermöglichen.

Dieser Schritt Serbiens werde nach dem für Ende Juli erwarteten Urteil des Internationalen Gerichtshofes (IGH) in Den Haag erwartet, heißt es in dem Bericht weiter. Serbien hatte bei diesem höchsten UN-Gericht Klage gegen die Selbstständigkeit seiner früheren Provinz Kosovo eingereicht. Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo ist bisher von mehr als 60 Staaten anerkannt worden. Darunter sind alle großen EU-Länder, die USA, Kanada, Japan, die Türkei und Saudi Arabien.

Es schaut also so aus, dass Serbien kein positives Votum durch den Internationalen Gerichtshof erwartet und stattdessen versucht, einen der größten Brocken auf dem Weg zu einem unabhängigen Kosovo diplomatisch aus dem Weg zu räumen. Damit reagiert Belgrad auch auf die Stationierung kosovarischer Polizeieinheiten in serbisch bewohnten Gebieten des Kosovo. Während Serbiens Präsident Boris Tadic offenbar auf eine Kompromisslösung aus ist, bezeichnet Hashim Thaci, der Regierungschef des Kosovo, neue Verhandlungen als unnötig: "Das Thema ist ein für alle Mal abgeschlossen".

Ich muss ehrlich sagen, dass mich das Entgegenkommen Serbiens überrascht. Auf die erkennbare Provokation des Kosovo durch die Stationierung von Polizeieinheiten reagiert Belgrad nicht mit Gegenprovokation. In meinen Augen ein Schritt in die richtige Richtung! Man darf auch hier gespannt sein, was die Zukunft bringt. Wichtig ist dabei vor allem, dass sich kein neuer militärischer Konflikt entzündet, der wiederum zu einem Flächenbrand werden könnte.

Balkan goes World Cup - Part IV: Adio Südafrika

Mit dem Endspiel am vergangenen Sonntag und der Krönung des neuen Weltmeisters Spanien endete die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Für die Balkannationen war es letztlich mehr ein "dabei" statt ein "mittendrin". Griechenland, Slowenien und auch das ambitionierte Serbien scheiterten in der Gruppenphase. Betrachtet man jedoch die in der Qualifikation knapp gescheiterten Bosnien-Herzegovina und Kroatien, dann hat der Fußball auf dem Balkan eine eindeutige Duftmarke gesetzt. Wo waren denn die Skandinavier diesmal? Oder die ehemaligen Sowjetrepubliken? Wo war das östliche Mitteleuropa? Richtig: Sie haben sich allesamt nicht qualifiziert (nimmt man jetzt mal Dänen und Slowaken etwas aus dem Blickfeld). Keine Schweden, keine Norweger, keine Russen, keine Ukrainer, keine Tschechen, keine Polen. Dafür aber Griechen, Slowenen und Serben. Darauf kann die Region stolz sein!



Es bleibt jedoch, wenn ich an meine kleine Utopie im WM-Vorfeld denke, der Beigeschmack, dass der Balkan eine viel größere Rolle im Weltfußball spielen könnte, wäre die territoriale Fragmentierung der Region unterblieben. Der Tennis-Davis-Cup hat jedoch auch gezeigt, dass die Prestigeduelle untereinander - wie jüngst der serbische Sieg über Kroatien - zu einer gegenseitigen Steigerung der sportlichen Leistung führen können. Ein Grund für die hervorragenden Leistungen der jugoslawischen Nachfolgestaaten könnte somit die geschaffene Konkurrenzsituation sein: "Besser sein als die Nachbarn" als sportliches Konjunkturpaket, sozusagen. Aber zurück zur Utopie: Sie ist eben das, was sie ist. Jugoslawien ist vergangen, jede Nation kämpft für sich um Anerkennung auf vielerlei Ebenen. Eben auch sportlich!



Während in Griechenland also die Ära Rehhakles endet, sich in Serbien Radomir Antic gegen seine Sperre wegen unsportlichen Verhaltens wehrt und in Slowenien das "wir waren dabei" als Erfolg gewertet wird, darf man weiterhin gespannt sein, was die Balkanregion in Sachen Sport in naher Zukunft zu bieten haben wird. Nach der WM ist vor der EM, die Qualifikation beginnt bereits in einem Monat. Die Türkei (so man sie zum Balkan zählt) trifft in der Gruppe A auf Deutschland, Slowenen und Serben müssen in der Gruppe C gegen Italien antreten, Rumänen und Albaner treffen in der Gruppe D auf Frankreichs Skandaltruppe, Moldawien hat die Niederländer vor der Nase in Gruppe E, Griechen und Kroaten haben in ihrer leichten Gruppe F am ehesten Israel zu fürchten und letztlich treffen Bulgarien und Montenegro in der Gruppe G auf England.



Schauen wir mal, wie sich der Fußball auf dem Balkan in Zukunft entwickelt!

Adio, Südafrika!


PS: Die WM-Impressionen zwischendrin sind Bilder vom WM-Public-Viewing vor dem Kultucafe und mir dankenswerterweise von Liliya zur Verfügung gestellt worden.

Srebrenica 1995-2010

In diesen Tagen jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 15ten Mal. Bis zu 8.000 vorwiegend bosnisch-muslimische Einwohner der UNO-Enklave wurden Mitte Juli 1995 durch das Drina-Korps der serbisch-bosnischen Armee unter Führung von Ratko Mladic hingerichtet. Auch die Anwesenheit niederländischer Blauhelme konnte die Tragödie nicht verhindern. Ihnen fehlten sowohl militärische Mittel, als auch humanitäre Courage. Ein Bombardement, das den Vorstoß der Milizionäre hätte stoppen können scheiterte: Die Zielliste für den Angriff konnte wegen eines defekten Faxgerätes nicht rechtzeitig weitergegeben werden, anschließend war das Geschwader bereits auf dem Rückweg und das Drina-Korps in der Stadt. Verhandlungen scheiterten durch Naivität und Paragraphenreiterei auf der einen, durch Kaltblütigkeit und Lüge auf der anderen Seite.



Niemand stoppte den größten Massenmord nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst Ende des Monats debattierte der Weltsicherheitsrat über die "Wiederherstellung" der Schutzzone von Srebrenica - Beweise für die Exekutionen lagen laut des Sebrenica-Berichts der Vereinten Nationen von 1999 nicht vor. Das holländische Blauhelmkontingent rückte aus Srebrenica ab und wurde - man mag es in der Retrospektive kaum glauben - daheim gefeiert und durch Regierung und Königshaus begrüßt. Erst später schlug die Stimmung um, die niederländische Regierung stolperte im Zuge der Aufklärung 2002 über ihren im Nachhinein fragwürdigen Umgang mit dem Massenmord von Srebrenica. Während einige seiner Gefolgsleute durch das UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilt wurden, ist Ratko Mladic weiterhin untergetaucht. Anstelle eines "korrekten Angriffs" und einer "hervorragend geplanten Militäroperation" (Oberstleutnant Karremans) steht Srebrenica heute als Chiffre für einen geplanten und systematisch durchgeführten Völkermord.



Im Gedenken an die vielen tausend Opfer der Tragödie von Srebrenica.

Wer mehr erfahren will, der findet einen guten Überblick hier:

Ihlau, Olaf u. Mayr, Walter: Die Tränen von Srebrenica, in: Dies. (Hg.): Minenfeld Balkan, Der unruhige Hinterhof Europas, München 2009

Dienstag, 15. Juni 2010

Reisende und Reiseberichte

Nach der Stadt nun also Reiseberichte. Da fallen mir spontan verschiedene Arten von Erlebnisberichten ein, die mehr oder weniger wissenschaftlichen Anspruch haben. In erster Linie natürlich private Schilderungen einer Reise, wie ich es in diesem Blog schon mit unserem Kroatien-Urlaub 1989 unternommen habe. Wissenschaftlich natürlich ohne Belang. Das sieht schon anders aus, wenn berühmte Menschen eine Reise tun. Gerade in Zeiten geringerer Mobilität war es eine große Anstrengung, fremde Gefilde persönlich zu besuchen und die Erlebnisse für die Daheimgebliebenen festzuhalten, denen die Gelegenheit für ein solches Abenteuer meistens nicht vergönnt war. Ich denke man kann diese in verschiedenen - allen? - wissenschaftlichen Fachrichtungen finden. Während Goethe oder Fontane in erster Linie literarisch an diese Aufgabe gingen, lag der Schwerpunkt von Humboldt und anderen Naturwissenschafltern in der Beschreibung biologischer oder geographischer Begebenheiten.

Natürlich gibt es auch historische Reiseberichte. Mir fallen da spontan als schöne Beispiele die Entdeckungsreisen ein: Kolumbus, Magellan, Vespucci und wie sie alle hießen, alle hatten ihre Forscher und Wissenschaftler an Bord, die ihre Abenteuer und Entdeckungen für die interessierte Heimat und damit für die Nachwelt festhielten. Aus meiner Seminararbeit zur kanadischen Geschichte kann ich von Jacques Cartier und Samuel de Champlain erzählen, die die Entdeckung und Erschließung des späteren Kanadas portraitieren. Absolut lesenswert, wenn man sich dafür interessiert! Ein weiteres weit verbreitetes Beispiel sind die Reisen Marc O'Polos. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr könnte ich nennen. Durch die Beobachtungen dieser Menschen, die sich über ihren eigentlichen Aufgabenbereich hinaus für alles in der fremden Umgebung interessierten und sehr interdisziplinär tätig waren, prägten sich Menschenbilder. Viele der heutigen Klischees gegenüber fremden Kulturen stammen aus der Kolonialzeit, in der sich Europäer die fremden und unbekannten Kontinente und deren menschliche und tierische Einwohner erschlossen. Natürlich sind auch religiöse Berichte zu erwähnen, unter anderem von Eliade oder van der Leeuw und und und...

Im Prinzip geht es immer darum, eine fremde und dadurch attraktive Umgebung oder ein reiz- und eindrucksvolles Erlebnis zu beschreiben, festzuhalten und wissenschaftlich zu verarbeiten. Die Erkenntnisse unterliegen dabei natürlich immer subjektiven und perspektivischen Rahmenbedingungen, eine Quellenkritik ist also immer notwendig. Ähnlich wie bei der Montagsdiskussion um die Bektashi auf dem Balkan sind wir da wieder bei hierarchischen Aspekten: Wer berichtet über wen, auf welche Weise, warum gerade in dieser Form und so weiter. Auch unser Thema vom Beginn des Seminars, also GRENZen, AbGRENZungen, EinGRENZungen usw. erhalten beim Thema Reiseberichte wieder Aktualität. Die wissenschaftliche Relevanz ist also immer im Einzelfall zu beurteilen. Es gibt keine pauschale "Wertigkeit" einer Reiseberichterstattung!

Auch in der Moderne haben sich diese Berichte nicht erübrigt. Jeder Urlaubsratgeber schickt seine Mitarbeiter vor, um eine bestimmte touristische Umgebung zu beschreiben und im besten Licht darzustellen. Natürlich mit dem Ziel, den geneigten Touristen schon vorab auf den geplanten Urlaubsort einzustimmen. Sicherlich haben auch unsere Nationalspieler vom DFB eine Broschüre zum Thema Südafrika bekommen und dabei von den Menschen profitiert, die das für sie vorbereitet haben. Es fällt also wirklich schwer, das Ganze zu systematisieren: Wenn jemand eine Reise tut und das Erlebte in irgendeiner Form festhält, dann entsteht ein Reisebericht. Welche Aussen- und ggf. Massenwirkung diese dann erhalten, hängt immer von ihrem Verfasser und dessen Hintergrund ab. Meine Kroatienerzählung lesen hier vielleicht zehn Menschen. Wenn Hape Kerkeling den Jakobsweg schildert, dann lesen das Millionen!

Ein wirklich interessantes und weites Thema, das du da anschneidest, Stefan. Ich bin schon gespannt auf den wohl bekanntesten Reiseberichterstatter des Osmanischen Reiches. Und um auf deine letzte Frage zu kommen, wer sowas denn lesen würde: Bewusst die wenigsten, unbewusst alle Menschen. Man kann sich Reiseberichten gar nicht entziehen! Sie sind überall, in jeglichen Medien, selbst im Freundeskreis in der kleinen, netten Dia- oder Photorunde werden immer wieder Reiseberichte zum Besten gegeben. Eine Unterscheidung fällt mir eben noch ein: Es gibt reale und fiktive Reiseberichte. Die nächtliche Reise des Propheten Mohammed nach Jerusalem und der Exodus des Volkes Israel aus Ägypten kommen mir da ebenso in den Sinn, wie die Meuterei auf der Bounty oder Dumas' Reise zum Mittelpunkt der Erde. Ohne das man das jetzt in irgendeiner Form vergleichen kann, hoffe ich trete da gerade keinem auf die Füße.

Ein sehr weites Feld und ich höre nun besser auf, mich damit hier im Blog zu befassen. Mir kommen immer neue Ideen, ein Faß ohne Boden. Freue mich wie immer über Kommentare, bis dann!

Balkan goes World Cup - Part III - Hellas

"Hellas! Herzlich Willkommen in der Grillstube Saloniki!

Heutiges Angebot: Doppelte Portion Gyros Pommes Zwiebeln und eine Vuvuzela..."

Lampros möge mir zum einen verzeihen, dass ich eine meiner Lieblingscomedynummern einbaue, die seine Landsleute und im Namen auch seine Heimatstadt auf's Korn nimmt. Zum anderen möge er mir nachsehen, dass ich die Griechen bisher vollkommen vergessen habe. Natürlich gehören auch die Blauweißen zu meinem Balkan-WM-Report dazu! Sie mögen das zwar nicht so gerne und haben bereits erreicht, dass ich sie im ersten Anlauf nicht im Fokus hatte, doch als ich ihnen zusätzlich zu den Fördermillionen noch Helena, also Frau Galopolos, schicken wollte, waren sie plötzlich doch einverstanden, hier im Blog als Balkannation Erwähnung zu finden...

Nun, sportlich betrachtet ist Griechenland als Europameister 2004 und mehrmaliger Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften das etablierteste Balkanteam in Südafrika. Doch schon vor dem ersten Spiel wurde den Griechen übel mitgespielt: Sie wurden um einige Euros erleichtert! Der Kicker berichtete das einen Tag vor der Eröffnung der WM. Scheinbar haben die Geldsorgen des Landes noch nicht das kickende Personal erreicht. Zugegeben, der Witz war nun so flach, wie die Hellenen gerne ihre Inflationsrate hätten. Aber das kann man sich zur Zeit leider kaum verkneifen, sorry, Lampros!

Der WM-Auftakt der Griechen ging jedenfalls voll in die Hose: 0:2 hieß es nach einem der schwächsten Spiele des Turniers gegen das immer unberechenbare Südkorea. Mut machte die Leistung eigentlich keinem, vor allem nicht die Tatsache, dass mit Nigeria und Argentinien sicherlich keine Laufkundschaft in den verbleibenden Gruppenspielen auf die Blauweißen wartet. Das Achtelfinale hochgradig in Gefahr, wird nun eifrig am Denkmal von Trainerlegende Otto Rehhagel gekratzt. Die Zeitung "Goalnews" schrieb: "Wir sind dankbar für das, was sie mit der Nationalmannschaft erreicht haben, aber nun ist es Zeit abzutreten, Herr Otto." Auch in der "Silathos" kam der Europameistercoach nicht gut weg: "Das Spiel des Altherren-Teams macht uns traurig und wütend. Rehhagel lebt in seiner eigenen Welt." Auf den Punkt brachte es letztlich "Sportday": "Das Team bewegt sich so wenig wie die Akropolis."

Während also die Serben mit neuem Mut in ihre Partie am Freitag gegen Deutschland gehen, scheint sich Griechenland schon mehr mit der Zeit nach der WM zu beschäftigen! Der 71-jährige Coach steht dabei nun auch deswegen in der Kritik, weil sein Unterfangen, mit den Veteranen von 2004 die Fußballwelt erneut zu verblüffen, schon bei der EM 2008 gnadenlos schief gegangenen ist. Vorne hui, hinten pfui - so der Tenor der griechischen Medien im Vorfeld. Dabei hat der Triumph vor acht Jahren die Messlatte so hoch gelegt, dass das Achtelfinale allgemein erwartet wird. Rehhakles und seine Mannen wollten kämpfen und Griechenland nicht enttäuschen, doch das bittere 0:2 gegen Südkorea hat Hellas einen herben Dämpfer verpasst. Am Donnerstag gegen Nigeria wird sich nun wohl schon zeigen, wie lange ich auch aus der Grillstube - ähm... über die griechische Nationalmannschaft berichten kann.

Montag, 14. Juni 2010

Balkan goes World Cup 2010 - Part II: Panceri

Die eigene, nach den hochtrabenden Ankündigungen und Ambitionen schmachvolle 0:1 Niederlage gegen Ghana vor Augen, greifen serbische Zeitungen heute bei der Umschreibung des deutschen 4:0-Auftakterfolges gegen Australien zu alten Kriegsmetaphern, in denen jedoch einiges an Respekt vor dem Duell am Freitag mitschwingt. So beurteilte "Press" die Leistung der Deutschen martialisch: "Fudbaleri Nemačke masakrirali su selekciju Australije". Ich denke das kann man ohne Übersetzung stehen lassen. Der Titel des Artikels "Silni Panceri", lässt sich in etwa mit "Starke Panzer" übersetzen, der "Kicker" findet des weiteren die Aussage "Mächtige Panzer zeigen das bisher beste Spiel der WM". Das Fußballfachblatt findet in seiner Online-Ausgabe weitere Pressestimmen in Übersetzung: So spricht "Danas" lediglich von einer "Deutschen Lektion für die Kängurus", während "Blic" mit "Panzer erniedrigen Australien - Deutsche Maschine" titelt. Man darf gespannt sein, wie sich die Berichterstattung in Richtung Wochenausklang noch entwickeln wird!

Die Serben selbst sind im Augenblick erst einmal etwas konsterniert. Aussagen wie "Wir werden bereit sein. Für uns ist hier alles möglich. Wir können jeden schlagen, komme, wer will" des ehemaligen Berliners und eventuell kommenden Schalkers Marko Pantelic oder "Das erste Spiel ist ein kleines Finale, zumal wir es danach mit den Deutschen zu tun bekommen. Aber ich bin sicher: wir gewinnen." von Star-Verteidiger Nemanja Vidic (Manchester United) werden den ambitionierten Serben nun sicherlich daheim um die Ohren gehauen. "Press" titelt auf seiner Onlinepräsenz: "Serbien verliert gegen Ghana: Desillusionierung zum Start, aber es geht weiter!", dabei wurde doch das Achtelfinale als Minimalziel ausgegeben. Kapitän Dejan Stankovic greift daher schon zur ersten Durchhalteparole oder will eine Trotzreaktion bewirken: "Es bleibt uns nichts anderes übrig als aufzustehen und gegen Deutschland besser zu spielen", sagte der Akteur von Inter Mailand nach dem Spiel, das im Stuttgarter Zrdavko Kuzmanovic seinen tragischen Helden hatte. Dieser entschuldigte sich unter Tränen bei den hoffnungsvollen Landsleuten: "Ich habe eine Dummheit gemacht, es fällt mir sehr schwer. Ich will mich bei allen entschuldigen." Sein Handspiel verursachte den entscheidenden Elfmeter, den Ghanas Asamoah Gyan sicher verwandelte.

Über die Slowenen lässt sich deutlich weniger schreiben, wahrscheinlich weil sie nicht in der deutschen Gruppe agieren. Doch einige hundert Kilometer nordwestlich Serbiens dürfte das 1:0 der Slowenen gegen Algerien erfreulich aufgenommen worden sein. Laute Töne vernahm man von den Kickern am Fuße der Alpen im Gegensatz zu den Serben keine. Trainer Matjaz Kek wollte nach dem Spiel auf seine Spieler stolz sein und bedankte sich, dass sie ihm die Möglichkeit gegeben haben, bei einer WM als Trainer dabei zu sein. Beides ist ihm nun gelungen und man darf gespannt sein, wie sich die Slowenen gegen die beiden vermeintlichen Gruppenfavoriten aus den USA und vor allem England schlagen werden. Drei Punkte auf der Habenseite sind dabei sicher gerne gesehen!

Zu guter Letzt noch etwas Lustiges, nämlich die slavisierte Mannschaftsaufstellung der Deutschen:

Nojer - Lam, Fridrih, Mertezaker, Badštuber - Kedira, Švajnštajger, Miler, Ezil (od 74. Gomez) - Podolski (od 81. Marin), Klose (od 68. Kakau). SELEKTOR: Joakim Lev

Fand ich irgendwie niedlich! :-)

Sonntag, 13. Juni 2010

Balkan goes World Cup 2010 - Part I: Beli Orlovi

Wenn "Weiße Adler" gegen "Schwarze Sterne" antreten, dann ist das eigentlich kein Ausflug der großen Greifvögel in höhere Sphären, sondern ein WM-Spiel am heutigen Sonntag, das dazu noch in der deutschen Gruppe stattfindet. Die "Black Stars" aus Ghana fordern demnach die "Beli Orlovi" aus Serbien. Meine Aufgabe bei der WM ist übrigens neuerdings die genaue Betrachtung der Berichterstattung über unsere Balkan-Teilnehmer aus Slowenien und eben Serbien. Aber ihr werdet sehen: Weit komme ich heute nicht!

"Beli Orlovi", hm... wo kommt die Bezeichnung her? Wikipedia beantwortet diese Frage fix:

Die Weißen Adler (serb.: Beli Orlovi, kyrillische Schreibweise: Бели Орлови) waren eine von 1991 bis 1995 aktive serbische paramilitärische Gruppe im Gefolge der Serbischen Erneuerungsbewegung und der Serbischen Radikalen Partei[1][2]. Die meisten Mitglieder dieser Einheiten bezeichneten sich als Tschetniks.[3] Das Symbol der Weißen Adler war in Anlehnung an das Wappentier Serbiens ein gekrönter Adler mit zwei Köpfen. Die paramilitärische Einheit wurde im Jahr 1991-1992 von Dragoslav Bokan und Mirko Jović gegründet.[4][5][6] Vojislav Šešelj sagte vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien aus, dass die Organisation von Jović gegründet wurde, er jedoch bald die Kontrolle verloren habe.[7] Gemäß dem ICTY wurden von den Weißen Adlern zahlreiche Kriegsverbrechen während des Kroatienkrieges und des Bosnienkrieges begangen[8][9], das Massaker in Višegrad, Verbrechen in Foča[10], Gacko[11] und weitere Verbrechen. Mehrere Mitglieder der Weißen Adler wurden vor dem ICTY angeklagt und zum Teil auch verurteilt, darunter auch Milan Lukić[12] und Mitar Vasiljević.[13]


Wow, der Haken hat gesessen! Da beginne ich meine Berichterstattung gerade und die erste Zeile des heutigen Kicker-Berichtes ist gleich ein dicker politisch-nationaler Kracher, der vor historischen Verweisen nur so strotzt! Ok, dann stellt sich nun eine Frage: Berufen sich die Kicker bzw. ihre Fans auf diese "kriminelle" Vereinigung oder existierte der Spitzname für das kickende Aushängeschild schon früher? Eine Onlinerecherche dazu ist schwierig, da der Begriff tausende Male vorkommt und das Balkan-Forum dabei ebenfalls mehrere Seiten an Threads mit diesem Schlagwort ausspuckt. Klar ist immerhin, dass der weiße doppelköpfige Adler auf das serbische Staatswappen verweist (siehe Bild links). Die Symbolik des gekrönten Doppeladlers findet sich in der serbischen Geschichte häufig und geht auf das 12. Jahrhundert zurück als sich Stefan Nemanja mit der Übernahme des gekrönten Doppeladlers der Byzantiner auf eine Stufe mit dem Kaiserreich stellte. Im 15. Jahrhundert wurde das Wappen zunehmend allgemein als Symbol Serbiens akzeptiert und 1882 mit der Ausrufung des Königreichs Serbien zum Staatswappen. Es galt mit wenigen graphischen Abwandlungen auch für das Jugoslawische Königreich bis 1941. Seit 1992 ziert der weiße Doppeladler wieder das Staatswappen Serbiens, nachdem er in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien nicht verwendet wurde.

Historisch stellen die Beli Orlovi also einen klaren Verweis auf Serbien dar, der auch ohne die Übertragung auf die oben erwähnte paramilitärische Organisation als Ableitung für die Nationalmannschaft nachvollziehbar ist. Welche Botschaft die Fans der Beli Orlovi mit der Übernahme eines mittlerweile durchaus belasteten Namens vermitteln wollen bleibt unklar. Serbisch-nationaler Radikalismus war zur Zeit Slobodan Milosevics, in der sich das heutige Serbien bildete, Grundlage großserbischer Ambitionen. Die Querverbindungen zu den paramilitärischen Beli Orlovi sind auf dieser Ebene unverkennbar, soll doch Milosevic in den Jugoslawischen Nachfolgekriegen die Bildung solcher Gruppierungen als seiner Ziele dienlich nachdrücklich unterstützt haben. Großserbische Ambitionen könnten also durchaus über die Bezeichnung der Nationalmannschaft transportiert werden, jedoch darf man dabei wieder nicht pauschalisieren und alle Fans über einen Kamm scheren.

Alles in allem bleibt also bei der Bezeichnung Beli Orlovi für die serbische Nationalmannschaft ein fader Beigeschmack, zumal wir Deutschen mit historischen Belastungen ja unsere Erfahrungen haben (ich für meinen Teil kann die italienische Bezeichnung SS bei Sportvereinen aus diesem Grund absolut nicht abhaben, z.B. in SS Lazio Roma, und kürze auch Sommersemester anders ab) . Es ist nicht auszuschließen, dass erst die jüngste historische Entwicklung den Namen kompromittiert hat. Aber ebensowenig ist es auszuschließen, dass einem Teil der Serben die Bezeichnung nicht nur trotz ihrer Implikationen gefällt, sondern gerade deswegen als politisch-nationale Botschaft übernommen wird. Nicht zuletzt wird der Fanklub "Beli Orlovi" der serbischen Nationalmannschaft in der Fußballszene als "rechts" bezeichnet. Insgesamt lässt sich keine glasklare Antwort finden. Klar ist jedenfalls, dass der Spitzname Weiße Adler durchaus Anlass zu kontroversen Diskussionen liefern und zu kritischen Auseinandersetzungen führen kann.

Der Spitzname der Slowenenen ist übrigens dagegen fast handzahm: "Die grünen Drachen" hören sich auf dem ersten Blick zwar martialisch und bedrohlich an, wecken in mir aber irgendwie nur die Assoziation eines kleinen grünen Drachens, der unbedingt Feuerwehrmann werden will... Politische Implikationen findet man bei den Slowenen jedenfalls nicht! Von daher wünsche ich euch ein friedliches Fußballwochenende (oder drücke euch die Daumen für eine erfolgreiche Flucht vor den Vuvuzelas)! :-)

Samstag, 12. Juni 2010

Wo begegnet mir Religion in der Stadt?

Auch zu diesem Thema möchte ich meine Gedanken kurz sortieren und euch vorstellen. Zuerst einmal zu meinem persönlichem Gottesbild, das als Grundlage für alle Wahrnehmungen im kommenden Beitrag notwendig ist, um meinen Blick auf die Religion nachzuvollziehen. Ich bezeichne mich seit einigen Jahren nicht mehr als gläubig. In der Konfirmationszeit habe ich mir Gedanken über Gott und Glauben gemacht, anschließend in der Gemeinde eine Jugendgruppe mitgeleitet. Ich bin regelmässig in die Kirche gegangen und habe abends gebetet. Mit dem Abitur endete diese Phase, die Jugendgruppe wurde fusioniert und ich verabschiedete mich Richtung Fußball.

Nach meiner Selbständigkeit begann ich - nachdem ich nach einem Semester von Germanistik genug hatte - Evangelische Theologie zu studieren. Je mehr ich mich aber mit der Materie beschäftigte, umso geringer wurde meine Überzeugung. Eskaliert ist der Gewissenskonflikt an einer Seminardiskussion um Rudolf Bultmann (1884-1976), dessen These ich zu hundert Prozent teilen konnte, dabei aber im Seminar auf große Ablehnung, ja sogar Unverständnis und offene Opposition stieß:

Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht.“ Bultmann, 1941

Als ich dann finanziell pausieren musste reifte der Entschluß, dass ich nicht in der Lage bin, den christlichen Glauben in der Form, wie es geschehen sollte, an junge Menschen weiterzugeben. Heute bin ich froh um diese Entscheidung und habe ein kritisches Verhältnis zur "Indoktrinierung" in der Schulzeit. Aber das ist eine andere Geschichte...

Insgesamt betrachtet ist mein Glaube nicht mehr vorhanden: Die Bibel ist ein schönes Geschichtsbuch aus dem 2. und 3. Jahrhundert, das die Basis für moralisches und ethisches Handeln liefern soll, zu oft aber für andere Aussagen missbraucht wird und im Endeffekt willkürlich der damaligen politischen Situation angepasst kompiliert wurde. Sie ist in meinen Augen kaum zeitgemäß auslegbar und maximal im übertragenen Sinne auf die heutige Zeit anwendbar. Mein persönlicher Glaube ist derzeit erloschen. Es gibt für mich eine höhere Entitiät, die vor Abermillionen von Jahren die Evolution angestoßen hat, den Urknall auslöste. An soviel Zufall glaube ich nicht, als dass wir alle in unserer Existenz ein Lottogewinn des Universums sind.

Aber Gott ist in meiner Welt nicht wirksam, ich sehe nicht ihn, sondern das, was andere Menschen in ihm glauben zu sehen und das für uns alle sichtbar machen! Kompliziert? Auf dem ersten Blick vielleicht. Ich möchte das weiter ausführen (wird ohnehin wieder ein Roman): Gott zeigt sich nicht. In der Bibel gibt es Stellen, in denen das vorkommt, aber eine reale Begegnung mit Gott gehört in die Welt der Mythen, Wunder und Heiligenlegenden. Es gibt für mich eben keinen tragbaren Gottesbeweis! Auch in seinem Wirken auf Erden zeigt sich mir kein Gott. Ich erlebe lediglich die Ideen und Gedanken, Bräuche und Traditionen, religiöse Bauten und äussere Zeichen der Verehrung. Diese wiederum kommen von Institutionen, die für sich selbst in Anspruch nehmen, die religiöse Wahrheit zu kennen, den richtigen Glaubensweg zu beschreiten und dabei oftmals kaum nach links und rechts schauen.

Wo also begegnet mir als Ungläubigen - ich bezeichne mich am ehesten als Agnostiker - in der Stadt Religion? Zum einen, wie schon beschrieben, in den baulichen Ausdrücken der einzelnen Institutionen. Immer wenn ich aus meinem Küchenfenster schaue, blicke ich auf einen Königreichssaal der Zeugen Jehovas. Sind die Fenster offen, dann kann ich die Glocken der naheliegenden katholischen Kirche hören. Aber die sind hier leiser als anderswo, warum auch immer. Gar nicht weit weg, wenige hundert Meter eine Querstraße hinunter, ist eine Moschee gebaut worden. Ohne Minarett und daher ohne lächerliche Proteste - aber das ist wieder ein anderes Thema. Zu dieser habe ich aber keinen Kontakt, fahre den Weg selten und die muslimischen Gläubigen wohnen eher in den Stadtteilen auf der anderen Seite der Moschee. An manchen Ecken in der Stadt, besonders im katholischen Oer, gibt es kleine Kapellen, vielmehr kleine überdachte Andachtstellen mit einem Kreuz oder einer Marienstatue. Hinweisschilder zu Gottesdiensten im Straßenverkehr oder in der Nähe von Gemeinden sind natürlich auch zu entdecken, ebenso wie christliche Symbolik an Friedhöfen.

Damit verschwindet das unmittelbar Ersichtliche an religiöser Praxis aus meinem Sichtfeld. Erkennbar wird Glaube nun vielmehr durch äussere Zeichen, seien es Schmuck oder Kleidung (das Kopftuch zum Beispiel). Gerade das christliche Kreuz ist dabei jedoch oftmals nur noch Mode. Sein Tragen erfüllt häufig nur noch den Aspekt des "sieht doch gut aus, egal was es bedeutet". Wie schon im Seminar angesprochen glaube ich, dass wir in einem christlichen Umfeld vermehrt das wahrnehmen, was anders ist. Wir registrieren unsere christliche Umgebung nicht so stark, weil wir sie gewohnt sind. Sie ist Alltag, das ist das "Andere" nicht - und daher fällt uns dieses eher ins Auge.

Im Urlaub ist das anders, da kommen Kirchen und anderen Sakralbauten touristische Dimensionen zu. Gerade in Rom wird man dann von Kathedralen und Kirchen, Kapellen und Domen erschlagen - aber schön sind sie immer! Damit kann man einen ästethischen Zugriff verbinden: Schöne, gepflegte Sakralbauten fallen stärker auf, als die evangelische 70er-Jahre-Kirche ohne Turm, der die Schließung droht. In Rom ist aus naheliegenden Gründen das Erlebnis einer gläubigen Stadt präsenter, denn neben Sakralbauten an jeder Ecke findet man auch die Überreste "heidnischer" Tempel im Stadtbild, oft einfach umgewandelt in Kirchen. Nonnen und Mönche sind im Stadtbild ebenfalls vermehrt wahrzunehmen, besonders wenn erstere den Petersdom mit dem Handy photographieren - irgendwie ein Anachronismus für mich, aber das ist ebenfalls ein anderes Thema...

Meine Wahrnehmung von Religion im Stadtbild ist bestimmt eine andere als eure - unter Garantie sogar! Vielleicht schreibt ja der ein oder andere noch etwas dazu, ich habe für heute fertig - ho finito! Ich hoffe, es fühlt sich keiner von meiner stark religionskritischen Position angegriffen.

Wer nun Gefallen an und Neugierde auf Rom gefunden hat, der kann hier mal im StudiVZ mein Fotoalbum betrachten. Für Stefan und seine Frage nach der Religion in der Stadt: Schau mal hier. Irgendwo gibt es dort auch noch eine graphische Übersicht, wo du in NRW welchen Glauben antriffst. Wäre für dein Bochum-Projekt im kommenden Semester sicher interessant. Muss da mal weiter suchen...

Freitag, 11. Juni 2010

Stadt und Staat - eine Theorie

Bei den nachfolgenden Überlegungen möchte ich mich möglichst unabhängig von Fachliteratur oder offiziellen Theorien bewegen und einfach mal meine Gedanken zu dem Thema sortieren. Daher werde ich einiges an Angriffsfläche bieten und hoffe, dass ihr einige der Fäden am Ende aufnehmt und uns die Diskussion letztlich vielleicht sogar weiterhilft. Meine These, die heute von Stefan ja bereits aufgenommen wurde, lautet also:

Die Ausprägung von Staatlichkeit setzt die Existenz von Städten voraus

Ohne gleich zu Beginn der Menschheitsgeschichte einsteigen zu müssen setze ich voraus, dass sich aus Nomaden nach und nach sesshafte Familienverbände, Stämme oder Völker entwickelten. Die dadurch entstehenden dauerhaften Siedlungen im Übergang von Jäger-und-Sammler-Kulturen zu Vieh- und Landwirtschaft betreibenden Kulturen sind meiner Kenntnis nach unumstritten. Orte zur dauerhaften Ansiedlung waren naturgemäß Fluß- und Küstengebiete mit fruchtbarem Land. Diese sogenannten Flußkulturen spielten auch eine Rolle in der Ausprägung erster Religionen, aber das soll hier nun nicht das Thema sein und ich werde den religiösen Aspekt auch weiterhin größtenteils aussen vor lassen.

Wo sich Menschen niederlassen, da entstehen Versorgungsnotwendigkeiten: Saatgut, Werkzeuge, Nahrung usw. sind nicht immer und überall ausreichend vorhanden, zum Teil sind die entstehenden Dorfgemeinschaften auf Jäger und Sammler, aber auch auf Nachbarortschaften angewiesen. Worauf ich hinaus will: Es entsteht Handel, aus der reinen Subsistenzwirtschaft wird im Laufe der Zeit eine differenziertere Gesellschaft mit Arbeitsteilung und Spezialisierung. Städte an wichtigen Wasser- und Landwegen werden zu Handelsknotenpunkten, an denen sich zunehmend Menschen ansiedeln, um vom Handel zu leben.

Der Schutz der eigenen Erzeugnisse vor Rivalen wird zunehmend wichtiger, es entsteht die Notwendigkeit Befestigungen einzurichten und die eigenen Waren gegen Übergriffe zu schützen. Zuvor musste natürlich schon das eigene Land bzw. das Hab und Gut geschützt werden. In den sich etablierenden Ortschaften übernimmt die Aufgabe des Schutzes in der Regel ein - auf welche Weise auch immer etablierter und legitimierter - Herr(scher). Es entwickeln sich Hierarchien und Abhängigkeiten, Reichtum und Armut, Macht wird ausgeübt und es wird sich ihr gebeugt. Letztlich entsteht eine Gesellschaft mit klaren Strukturen nach innen und außen. Der Horizont der Ortschaften wird nach und nach erweitert, es entsteht Handel über größere Räume und Distanzen. Tauschgeschäfte werden zunehmend durch eine Währung ersetzt usw. Ich denke die Entwicklung ist weitgehend verständlich geworden. Oft erfolgen die hier chronologisch erscheinenden Abläufe auch zeitgleich.

Die Entwicklung von Städten wird unterstützt von der Ansiedlung religiöser Einrichtungen bzw. um religiöse Einrichtungen entstehen neue Ortschaften. Ebenso entwickeln sich um strategisch wichtige Stützpunkte zur Verteidigung Siedlungen, die die Versorgung der Kämpfenden sicherstellen. Ohne Organisation ist über den Status einer Bürgerwehr hinaus keine militärische Operation möglich. Kriegsführung setzt also ebenfalls die Entstehung von Infrastruktur voraus, seien es Straßen, Handel oder Handwerk. Summa summarum: Es entsteht eine Gesellschaft, wie wir sie in den antiken Kulturen vorfinden: Bauern und Handwerker, Krieger und eine elitäre Führungsschicht unterschiedlichster Legitimation. Als Beispiele für meine hier entwickelte Theorie dienen zum Beispiel die griechischen Poleis.

Durch Interaktion untereinander entwickelt sich nach und nach ein politisches Geflecht von Bündnissen und Handelsvereinbarungen. Der Einfluß einzelner Gesellschaften auf ihre umliegenden Nachbarn wächst, es entstehen auch auf dieser Ebene Hierarchien und Abhängigkeiten, letztlich ganze Reiche mit abhängigen Provinzen. Diese wiederum werden von Städten aus verwaltet, die als Residenzstädte nun auch fiskalische und ökonomische Aufgaben auf einem neuen, komplexeren Niveau übernehmen. Nur durch ökonomische und administrative Infrastruktur und der Ausübung politischer und militärischer Macht (zu Beginn naturgemäß meistens synonym zu verstehen) gelingt die Schaffung größerer Staatswesen und Organisationsformen. Grundlage dafür sind auf nahezu allen Ebenen die städtischen Zentren, ohne deren Funktionen ein wie auch immer geartetes Staatsprojekt nicht möglich ist.

Die wichtige Rolle von Wirtschaft und Ökonomie kommt auch in der volkswirtschaftlichen wikipedia-Definition des Begriffes "Staat" deutlich zu tragen:

Als Staat bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre jedes hoheitlich tätige Wirtschaftssubjekt, beispielsweise eine Regierung, eine Verwaltung sowie teilweise eine Institution sui generis. Der Staat wird als Summe aller Zwangsverbände betrachtet. Staatliches Handeln im volkswirtschaftlichen Sinn umfasst demnach die Tätigkeit aller politischer Ebenen (d. h. kommunaler, regionaler und bundesstaatlicher Einrichtungen).

Der Staat wird als wirtschaftlich agierendes Subjekt unter dem Aspekt seiner Rolle und Bedeutung für eine Volkswirtschaft betrachtet. Die Volkswirtschaftslehre sieht den Staat als zentralen Träger der Wirtschaftspolitik an. Über Ordnungspolitik, Strukturpolitik und Prozesspolitik soll er die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftssystems sicherstellen.

In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist der Staat ein Element des Wirtschaftskreislaufs. Er greift über monetäre Transaktionen in Marktabläufe ein: etwa durch Staatskäufe von Waren und Dienstleistungen als auch durch Steuern und Transferzahlungen (z. B. Subventionen). Die Steuerung dieser einzelnen Positionen (Fiskalpolitik) beeinflusst den Haushaltsplan und die Staatsverschuldung.


Mein Schluß aus dieser Argumentation: Es ist nicht möglich, ein Staatswesen ohne Städte aufzubauen und zu unterhalten. Ohne die ökonomische und administrative Unterstützung von urbanen Zentren kann ein Staatswesen keine wirkliche Macht ausüben. Diese Situation wurde besonders dann deutlich, als sich die Städte ihres Einflusses zunehmend bewusster wurden. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde es für den König bzw. Kaiser immer wichtiger, die Städte zufrieden zu stellen und in sein Staatsgefüge zu integrieren. Ohne Unterstützung durch die wirtschaftlichen Kapazitäten der urbanen Zentren war an eine effektive Machtpolitik nicht zu denken. Städte und Stadtstaaten, vor allem in Italien (zum Beispiel Venedig oder Genua) waren trotz ihrer territorialen Nachteile über weite Phasen des späten Mittelalters stark genug, viel größere Reiche wirtschaftlich zu dominieren bzw. in Abhängigkeit zu bringen (die Kreuzzüge waren ohne ihre Unterstützung oftmals nicht möglich, ein Umstand, den sich die italienischen Hafenstädte natürlich zu Nutzen machten).

Aber ich schweife ein wenig ab, ich weiß, der Historiker ist hier wieder stärker am Werk als der Mensch. Abschließend möchte ich daher Stefans These aufgreifen, der mir natürlich direkt das Mongolische Reich als Gegenbeispiel vor die Nase gedrückt hat. Auf dem ersten Blick hat er da Recht: Die Mongolen unterwarfen mit ihrer nomadischen Art der Kriegsführung große Teile Asiens und drangen weit in den Westen vor. Dabei nahmen sie keinerlei Rücksicht auf die vorhandene Infrastruktur und lebten "aus dem Land heraus", sprich: Sie versorgten sich wie viele Kriegszüge zu allen Zeiten von dem, was der Landstrich gerade so hergab. In dem Sinne kann man schon eine geringere bis irrelevante Bedeutung von Städten erwarten, aber auch die Frage stellen, wie stabil ein solches Staatsgefüge dauerhaft wäre. Zerstörung und oben beschriebene Lebensart können nicht unendlich weitergehen. An der Peripherie wäre ein derartiges Reich immer angreifbar, die tausende von Kilometer lange Grenze ist doch schon rein logisch nicht zu verteidigen. Was also machte das Mongolische Reich dennoch zu einem derartigen Machtfaktor?

Auch hier mag wikipedia - bei aller vorgeworfenen Unwissenschaftlichkeit - helfen:

Die Mongolen nutzten die strategische Chance dieses Machtvakuums aus und verbanden alle diese Regionen dank erdrückender mongolischer Kriegführung zu einer Art Staatenverband mit politischen wie wirtschaftlichen Interessen. Sie waren vom Handel mit den städtisch siedelnden Völkern vollständig abhängig. Als Nomaden waren sie kaum in der Lage, Vorräte anzulegen oder das Handwerk zu fördern, um technische Erzeugnisse zu produzieren.

Man unterstellt, Dschingis Khans Ziel sei nicht die Unterwerfung der benachbarten Kulturen unter die nomadische Lebensweise gewesen, sondern ihre Zerstörung. Der Herrscher der Nomaden habe angeblich die Vorteile städtischer Lebensweise nicht verstanden. In Wirklichkeit wurde er sich der Bedeutung des wirtschaftlichen Zusammenhangs mit diesen Völkern im Laufe der Zeit sehr wohl bewusst.

Im Laufe weniger Jahrzehnte begriffen die Mongolen unter Yelü Chucai und Sorghaghtani Beki (siehe „Staatsphilosophie“ unten), welche Bedeutsamkeit im Beibehalten des Status Quo liegt. Ihre Fürsten versuchten nun auch im Interesse der sesshaften Bevölkerung zu handeln, auch wenn das nicht zu jeder Zeit gelang.

Wenn den städtischen Völkern erlaubt wurde, ihre Lebensweise fortzusetzen (so sehr diese dem Khan auch fremd erschienen sein mochte), konnten sie einen Überschuss der Nahrung und der Waren produzieren, deren Teil als Steuern an den Khan zu zahlen war. Dies verhieß der aggressiven Politik des Khans einen außerordentlichen ökonomischen Erfolg. Dschingis Khans Nachfolger Ugedai Khan willigte um 1234 ein, seinen Tribut in eine Steuer umzuwandeln; auf diese Weise wurden zahllose Leben und ganze Kulturen gerettet.

Dschingis Khan hatte ursprünglich nicht die Absicht, ein Weltreich zu errichten. Jeder seiner Eroberungen ging eine besondere Erörterung der sich entwickelnden politischen Lage und der ökonomischen Vorteile voraus. Ein Beispiel ist die Eroberung der nordchinesischen Hauptstadt Peking 1215. Er schlug nach der Eroberung der Hauptstadt die Chance aus, die Erweiterung auf ganz Nordchina auszudehnen und kehrte nach seinem Sieg einfach nach Hause zur Steppe zurück. Der Krieg gegen das Choresmische Reich 1219–21 begann aufgrund von Handelstreitigkeiten.

Man sieht also, das selbst das Mongolische Reich auf Handel und Wirtschaft, sprich: auf städtische Zentren angewiesen war, um seine Expansionspolitik auszuüben. Auf der Suche nach einem weiteren Gegenbeispiel bin ich nun auf eure Hilfe angewiesen, denn mir fällt gerade keines ein. Die Wikinger wären vielleicht eine Variante, doch deren Einfälle in England und Frankreich waren vor allem ökonomisch begründet und endeten mittelfristig immer in Landnahme und Übernahme der Vorteile städtischer Lebensweise (Wikinger = Nordmänner = Normannen = Normandie). Ich werde noch etwas weiter grübeln, aber ich habe ja auch noch euch: Grübelt doch einfach mal mit!

Stadt, Land, Fluß... ähm, ok: Stadt

Soderle, möglichst zeitfern wolltest du dein Blog auf Bestellung haben, Stefan. Hier kommt es nun!

Das Thema "Stadt" in meinem Blog ist direkt eigentlich wenig erwähnt. Dennoch ist es andererseits mit wenigen Ausnahmen immer präsent. Die geographische Frage nach der Verortung des Balkans kommt ohne spezielle Verweise auf Städte aus, jedoch ist für mich Urbanisierung eine Grundlage von Staatlichkeit. Und diese findet sich eigentlich in einer geographischen und territorialen Beschreibung naturgemäß sehr häufig! In Wolf Oschlies Artikel zur Balkanfrage spielt die Stadt dann eine unmittelbare Rolle ["Wo fängt der Balkan an, auf gewissen Straßen der Wiener Innenstadt oder in Harburg"].

In der Frage, ob die Türkei zum Balkan gehöre, tritt der Stadtbegriff wieder in den Hintergrund, nur um bei der Frage nach dem Begriff "Mittelalter" und dem ersten Teil des historischen Überblicks (ups...) im Zentrum zu stehen: Rom und Konstantinopel/Byzanz sind Bezugsgrößen, ohne die Geschichtswissenschaft selbst auf einer ausdrücklichen Metaebene kaum denkbar ist. Auch wenn meine Schilderung oft auf dieser Überblicksebene bleibt: Städte werden im Mittelalter bedeutender und letztlich zunehmend einflussreicher im Sinne von staatstragender. Man beachte alleine schon ihre zunehmende Bedeutung als Handels- und Glaubens-, Kultur- und Bildungszentren. Als Beispiel mag die katholische Kirche dienen, deren Hierarchie grundlegend auf Städte angewiesen ist: Rom/Vatikan an der Spitze, setzt sich ihr Aufbau über Erzbischofssitze, Bischofssitze bis hin zur kleinsten Dorfpfarrei fort. Ohne städtische Struktur wäre eine Verwaltung, nicht nur der Kirche, kaum denkbar. Herrschaftssitze und Verkehrsknotenpunkte, Kloster und Produktionsstätten - allesamt haben sie durch Ansiedlung von Menschen an Bedeutung gewonnen, sind Städte geworden und zum Teil auch wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Geschichte ohne Städte? No way!

Ich denke damit dürfte das meiste genannt sein. Natürlich findet sich das Thema Stadt auch in meiner WM-Utopie wieder (ups...), in der es sich um Johannesburg dreht, in meiner Urlaubsbeschreibung (ups...) unter anderem Pulas und letztlich im Eurovision Song Contest mit dem Austragungsort Oslo. Die Stadt als wichtiges gesellschaftliches Strukturelement bedarf eigentlich einer weiter führenden Ausarbeitung als dieses Blog auf Bestellung aus dem Bauch heraus. Mal schauen, ob sich dafür nachher in der Sitzung Ansatzpunkte ergeben!

PS: Das "ups..." zeigt nur, dass ich versprochene Fortsetzungen nicht eingehalten habe...

Montag, 31. Mai 2010

Verdammte Axt ist das geil

Ja, das war er: Der Eurovision Song Contest. Und er hat - zumindest aus deutscher Sicht - Geschichte geschrieben. Danke, Lena! Ich habe lange Jahre nicht mehr eingeschaltet, doch dieses Mal habe ich es nicht bereut. Mir hat die Show sehr gut gefallen, vor allem die Qualität der Beiträge hat nur noch wenig mit der früheren Jux- und Folkloreveranstaltung zu tun, zu dem der Wettbewerb zeitweilig in meinen Augen verkommen war. Ausnahmen nach oben gab es zwar immer, doch diesmal waren eher die nach unten die Ausnahme! Besonders angetan war ich von der frischen und modernen Präsentation des Wettbewerbs durch die Norweger. Das war nicht mehr der verstaubte Grand Prix d'Eurovision de la Chanson.

Leider bin ich kränkelnd, daher verblasst zum Teil schon die Erinnerung an die seminaraffinen Beiträge. Daher fasse ich sie nochmal zusammen: Hinter Gold-Lena auf dem zweiten Platz landete die türkische Band ManGa, die mich spontan an Tokio Hotel goes Turkey erinnert hat, aber mit einer soliden Rockpopnummer mit hymnischen Elementen ihren Platz durchaus verdient hat. Ebenfalls auf dem Stockerl landete mit der rumänischen Klaviernummer von Paula Selling & Ovi einer der Songs, der mir spontan sehr gut gefallen haben. Dabei gehe ich nun mal von einem weit gefassten Balkanbegriff aus.

Mein persönlicher Favorit hat geographisch wenig mit dem Balkan zu tun, zeigte jedoch für mich viele musikalische Elemente der Region, die offenbar auch jenseits des Schwarzen Meeres zu finden sind. Klammer um das schöne "Apricot Stone" von Eva Rivas in diesen Blog einbauen zu können, dürfte das Osmanische Reich sein. Ebenfalls sehr balkanaffin empfand ich den griechischen Beitrag von Giorgos Alkaios & Friends, der mit dem achten Platz den Song Contest unter Beachtung eines engen Balkanbegriffes gewinnen konnte.

Der zweite Platz in dieser Reihenfolge und der dreizehnte insgesamt geht dann an den Song, der namensgebend für mein Blog ist: "Ovo je Balkan" von Milan Stankovic. Es war einer der wenigen Beiträge in Landessprache, das könnte für weniger europäische Punkte gesorgt haben. Insgesamt fand ich ihn überraschend anders im Vergleich zur Konkurrenz, aber eben auch nicht so superdoll, dass es für einen besseren Platz hätte reichen können. Aber das ist ja immer subjektiv. :-)

Juliana Pasha aus Albanien versuchte es dann mit einer Tina Turner-Copy, konnte dabei jedoch nicht an das Original herankommen. Nett anzuhören, aber auch schnell wieder aus dem Kopf weil es eben nicht herausstechen konnte: Platz 16. Einen Platz dahinter folgte Mit "Thunder & Lightning" von Vukasin Brajic ein richtig guter Song, der nicht nur am nächsten an meine persönliche Musikvorliebe kam, sondern auch eine schöne politische Botschaft beinhaltete: "Let's overcome the past, we have to do it fast!" Gerade in Bosnien-Herzegovina eine wichtige Sache, jedoch wohl eher nicht so bald zu erreichen, wie wir schon erfahren haben. Für mich persönlich insgesamt weit unter Wert platziert, so oder so!

Also mal zusammengefasst die Charts, einmal meine, einmal die der Balkanbeiträge:

Thomas - 1. Armenien, 2. Rumänien, 3. Dänemark, 4. Bosnien-Herzegovina (für Deutschland hätte ich ja nicht anrufen dürfen)

Balkan (eng) - 1. Griechenland, 2. Serbien, 3. Albanien, 4. Bosnien-Herzegovina,

Balkan (weit) - 1. Türkei, 2. Rumänien, 3. Armenien, 4. Griechenland

Alle Songs zum reinhören und selbst beurteilen findet ihr unter: http://eurovision.ndr.de/teilnehmer/teilnehmer26.html - würde mich über eure Meinungen freuen! Nun aber lege ich mich wieder hin, bis Freitag!

Donnerstag, 27. Mai 2010

Balkanimpressionen - Part I

Soderle, nach einer kleinen Pause privater und von Stefan verordneter Pause ("sacken lassen") melde ich mich heute mal wieder zu Wort. Und ich mache einen Schritt zurück, weg von Islam und Balkan, State Buildern und Geschichte, Glaube und Religion und wie unsere bisherigen Meta-Begriffe so hießen. Es wird persönlich :-)

Ich habe mal in meinen Erinnerungen gekramt und meine persönlichen Balkanerfahrungen ausserhalb der Uni-Seminare rekapituliert. Herausgekommen ist ein Sammelsurium direkter und indirekter Erfahrungen mit Jugoslawien und den Nachfolgestaaten - darüber hinaus bin ich ohnehin nie gekommen, den Kontakt zu griechischen ImbissbudenbesitzerInnen und deren vorzüglichen Speisen mal aussen vor gelassen.

Erste Balkanerinnerung war ein Urlaub, ein Urlaub in der Zeit, wo in Jugoslawien der Zersetzungsprozess auf seine Eskalation zusteuerte. So waren wir 1989 in Kroatien im Urlaub, im Jahr darauf - meine Eltern wollten gerne wieder dorthin - war das nicht mehr ohne weiteres möglich. Vorher kannte ich jedenfalls die Region absolut nicht, konnte überhaupt nichts damit anfangen dorthin in Urlaub zu fahren. Ich war Berge gewohnt - und ich liebe Berge! - so dass die Hinfahrt noch klasse war. Doch je niedriger die Hügel und je karger die Landschaft, desto weniger spannend wurde das ganze für Klein-Thomas. Auch die Unterkunft - wir fuhren mit Nachbarn, die dort eine Gastfamilie kannten - war verglichen mit Deutschland gewöhnungsbedürftig (wir teilten uns zu viert drei Betten). Auch die Verständigung mit den beiden Jungs der Familie, die in unserem Alter waren, ging nur über Hände und Füße. Darüberhinaus wimmelte es von Fliegen und Mücken, denn es war ein sehr heißer Sommer in Istrien.

Was mich dann wirklich erschreckte war der Steinstrand. Hey, man erwartet Sand, Palmen und Action als 12-jähriger! Aber man bekam Stein, Büsche und Laaangeweile. Der Gang ins Wasser glich einem "trete ja nirgendwohin, wo du nicht genau weißt, auf was du trittst". Wir wichen also miesen Muschel, garstigen Igeln und lustigen Seesternen aus und achteten nur auf den Boden. Als mein Bruder nach wenigen Tagen bei Schwimmübungen Kontakt zu einer Feuerqualle hatte, war für mich das Meer nur dort noch spassig, wo man reinspringen und wieder herausklettern konnte ohne auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, den Boden zu berühren. Eine Abkühlung eben. Wir wichen daher immer mehr auf das einzige Hotel des Strandabschnittes aus, denn der Pool dort war deutlich attraktiver als das adriatische Meer. Irgendwie mogelten wir uns dort immer rein, Kinderbonus - denke ich. Eine Sache blieb hängen: Ich mag keine Fische. Weder auf dem Teller noch zwischen den Beinen. Mag sein, dass das aus diesem Urlaub kam, wer weiß das schon.

Abwechslung brachten die Wanderungen und Fahrten rund um unsere Unterkunft, die mal nicht zum Strand gingen. Neben günstigen Märkten - Madonna's "Like a Prayer" war damals unser Sommersong und den konnte man da günstig als Kassette erstehen - und lustigen Freiluftkartbahnen - bei denen wieder mein Bruder die Popokarte zog und schmerzhaft verunfallte - blieb mir persönlich als eines der wenigen in der Erinnerung positiv besetzten Ereignisse unser Besuch in Pula haften. Pula war richtig schön: Traumhaft gelegen, Mittagessen oberhalb des Meeres auf einer großen Tersasse, super lecker und das Eis erst! Dort lernte ich eine neue Sportart kennen: Das Eisjonglieren! Genial mit anzuschauen, wie da die Eiskugeln durch das Lokal flogen, direkt in den auffangbereiten Becher oder das bereitgehaltene Hörnchen des Kollegen. Eine Show für sich, das muss man echt mal gesehen haben! Das Eisessen war da fast schon Nebensache und ich weiß noch, wie ich mich eines fragte: Wie sah das Lokal aus, als die beiden noch geübt haben? :-)

Alles in allem war der Urlaub aber nicht mein Ding. Ich bin ohnehin kein Strandtyp und mag keine vergeudete Zeit, wie zum Beispiel in der Sonne liegen und nichts tun. Mich zieht es da mehr zum Wandern, Besichtigen und Aktivität, das Erlebnis steht im Vordergrund, nicht der Müßiggang. Irgendwie war ich dann doch ganz froh, einen zweiten Jugoslawienurlaub im späteren Kroatien nicht mitgemacht zu haben. Der Krieg kam dazwischen und wir fuhren 1990 nach Ungarn an den Balaton. Der hatte wenigstens Sand, wenn auch dreckigen, den man hervorragend werfen konnte! Aber das ist eine andere Geschichte, die mit dem Thema hier nichts zu tun hat.

Teil zwei folgt, dabei wird es weniger friedlich zugehen. Das Jahr 1999 und KFOR werden da die Schlagwörter sein. Bis dann!

Samstag, 8. Mai 2010

Was suchen die Osmanen auf dem Balkan?

Ja, eine gute Frage, die wir da gestern im Seminar hatten. Und auch eine sehr interessante Diskussion, die sich im Plenum und in unserer Kleingruppe daraus entwickelt hat. Besonders die Frage nach der Bedeutung des religiösen Aspekts, also inwiefern man von einem Bekehrungsmotiv bei der Eroberung des Balkans sprechen kann, war hoch interessant. Stelle ich sie also mal in den Raum:

Haben wir es bei der Eroberung des Balkans durch die Osmanen eher mit einer machtpolitischen oder einer religiösen Expansion zu tun?

Für eine religiöse Expansion spricht zum einen die Tatsache, dass es ein koranisches Gebot zum dschihad gibt. Dabei soll der gläubige Muslim durch Bekämpfung der Nichtmuslimen Gott ehren und für seinen Ruhm streiten. Aus diesem grund dienten sich Angehörige der anatolischen Nachbarn den Osmanen als Kämpfer wider die Ungläubigen an. Zum anderen brachte eine Expansion im nichtmuslimischen Umfeld - und diese konnte nur nach Nordwesten auf den Balkanraum erfolgen - im Rahmen der dschizya eine beträchtliche Steuererhöhung für die Eroberer. Zudem ist eine sukzessive Islamisierung der eroberten Regionen sinnvoll, um die eigene Herrschaft abzusichern.

Aber, und das gebe ich zu bedenken: Warum hat der Islam dann nicht aggressiver versucht, die neu einzugliedernden Völker zu bekehren? Wie hoch kann der religiöse (eventuell religiös-ökonomische) Aspekt also bewertet werden, wenn der wichtigste Schritt - für mich die Konversion der neuen Untertanen - offensichtlich nicht im Vordergrund stand?

Der machtpolitische Ansatz dreht sich meiner Meinung nach vor allem um drei Säulen:

Zum einen war die Expansion auf den Balkan das Ausnutzen einer Schwäche der lokalen Staatsgebilde. Das restaurierte Byzantinische Reich war kein herausragender Machtfaktor mehr und verlor zunehmend an Einfluß. Bulgaren und Serben konkurrierten um das Erbe der Besitzungen der Byzantiner. Da liegt es nahe, auch den Osmanen - in unmittelbarer südlicher Nachbarschaft - dieses Ziel zuzuschreiben.

Zum zweiten kam die Bedrohung der Osmanen nicht mehr aus dem Norden, sondern aus dem Osten. Anders als Seldschuken und Mongolen stellten die Europäer zur Zeit der Expansion keine allzu große Gefahr mehr dar. Im Text zur gestrigen Sitzung wird sogar die These aufgestellt, dass nach dem Mongoleneinfall zu Beginn des 15. Jahrhunderts die europäischen Landbesitzungen ausschlaggebend für den Erhalt des Reiches waren. Es besteht also die Möglichkeit, dass die Osmanen sich bewusst nach Norden ausbreiten wollten, um den Gefahren aus dem Osten auszuweichen.

Die dritte Säule meiner Überlegung ist ein ökonomischer Faktor. Zwar ist das Ausgangsgebiet der Osmanen eine der fruchtbarsten Regionen Kleinasiens, doch für die Versorgung einer immer größer werdenden Armee konnte nicht (nur) auf die muslimischen Nachbarterritorien ausgegriffen werden, deren landwirtschaftlichen Potentiale geringer waren als - zum Beispiel - in Europa, auf dem Balkan. Um die wachsende Armee also zu unterhalten und gegen jedwede Bedrohung aus dem Osten zu stärken, bot sich die Expansion nach Norden an. Zudem bedingt eine zunehmende Zahl von Veteranen und verdienten Gefolgsleuten auf Basis des timar-Prinzips eine territoriale Expansion. Es entsteht meiner Meinung nach eine Expansionsnotwendigkeit, die man bei vielen Großreichen findet, egal zu welcher Zeit: Machtsicherung und -bewahrung bedingt territoriale Expansion!

Für mich ist daher das osmanische Ausgreifen auf Europa in erster Linie eine machtpolitische Unternehmung, die a) die Wirtschaftlichkeit des Reiches erhöht, b) die militärischen Kapazitäten erweitert, c) die strategische Situation gegenüber einer Bedrohung aus dem Osten verbessert und überhaupt: Sie ist das Ausnutzen feindlicher Schwäche!

In mittelalterlicher Perspektive ist es nur rational, sich auf Kosten des schwächsten Nachbarn zu verbessern, seinen eigenen Status aufzuwerten. Die Stoßrichtung der Osmanen konnte in meinen Augen also nur Europa sein! Erst in zweiter Linie kommen die religiösen Aspekte, die ich gar nicht marginalisieren möchte. Ich sehe sie durchaus als einen bedeutenden Faktor, aber eben nicht den entscheidenden Auslöser für die Expansion auf den Balkan.

Ein dritter Aspekt, den ich in die Runde werfen möchte, ist der kulturelle Anspruch auf die Nachfolge des Byzantinischen Reiches zur Aufwertung der eigenen Herrschaft. Im christlichen Europa ist es für jeden Fürsten ein Ziel, seine Herrschaft und seinen Stand unter den Herrschern mit einer Königskrone zu erhöhen. Hat er diese erst einmal erreicht, dann gibt es - zumindest für "deutsche" Könige - ein weiteres Ziel: Die Kaiserkrone Roms. Legitimation von Herrschaft und Erhöhung des eigenen Prestiges spielen also sicherlich auch eine Rolle. Als legitimer Nachfolger des römischen Kaisertums konnte sich der Sultan der Osmanen auf eine Stufe mit den europäischen Großmächten stellen und in der islamischen Welt das weltliche Gegenstück zum Kalifat bilden. Auch aus diesem Grund gab es nur eine Stoßrichtung für ein osmanisches Ausgreifen: Europa.

Und, damit sind wir wieder bei einer weiteren Frage unseres Seminars, es begründet auch zu einem Teil die Verlagerung der Hauptstadt des Osmanischen Reiches nach Konstantinopel/Istanbul. Der Sultan stellte sich damit in unmittelbare Sukzession des byzantinischen Kaisertums!

Samstag, 1. Mai 2010

Johannesburg, Südafrika, 11. Juli 2010 - WM Finale

"Gänsehautstimmung macht sich breit, ganz Europa schaut gebannt auf seine Jungs aus Jugoslawien, die dem Rekordweltmeister Brasilien Paroli bieten und den Favoriten am Rande der Niederlage haben. In Belgrad stehen die Menschen Arm in Arm beim Public Viewing, die Strände an der Adria sind wie leergefegt, lediglich ein paar frustrierte englische Touristen findet man dort noch. In Sarajevo sind erstaunlich viele Gläubige an diesem Abend nicht zum Gebet gegangen, sie trifft man in den zahlreichen Szenekneipen bei der Finalübertragung. Daumen drücken auch in vielen anderen europäischen Metropolen, in denen zum einen der Titel auf dem eigenen Kontinent verbleiben soll, zum anderen mittlerweile durch den EU-Beitritt Jugoslawiens vor einigen Jahren unzählige qualifizierte Fachkräfte aus dem Balkanvorzeigestaat ihr Geld verdienen. Natürlich sind auch die Familien der Vielzahl jugoslawischer Topspieler auf den Beinen und wenn sie nicht in Johannesburg sind, dann stehen viele private Feiern an diesem Abend bei Slibowitz und Pivo in diesem Augenblick vor der Ekstase!

Es läuft die letzte Spielminute der regulären Spielzeit. Nach Treffern von Kaka und Edin Dzeko steht es 1:1, doch seit einigen Minuten machen die Jugoslawen unglaublich Druck auf die Brasilianer, die müde wirken, die den mühsamen Elfmeterkrimi gegen die deutsche Nationamannschaft im Halbfinale in den Beinen haben. Jetzt wieder ein schöner Pass von Regisseur Luka Modric auf die linke Außenbahn, zu Darijo Srna. Der wird durch Maicon in einen Zweikampf verwickelt, versucht vorbei zu gehen - Eckball! Der eingewechselte Zvejzdan Misimovic schnappt sich das Leder und legt es bedächtig auf den Punkt. Am Rand wird die Nachspielzeit angezeigt, nur eine Minute. Der Offensivspieler aus der Bundesliga lässt sich Zeit, reklamiert noch einmal den Abstand zu dem Verteidiger, der die gefährlichen Ecken des Jugoslawen unterbinden soll. Nur noch dreissig Sekunden zu spielen!

Misimovic bringt den Eckball herein, sucht seinen Vereinskameraden Dzeko. Der Ball kommt lang auf den zweiten Pfosten, doch der brasilianische Kapitän Lucio klärt erneut zur Ecke und brüllt dann seine Mitspieler an, noch einmal alles zu geben. Derweil stehen alle Ersatzspieler und Funktionäre in der Coachingzone und schauen gebannt auf das Geschehen. Der vierte Offizielle hat es aufgegeben, hier für Ordnung zu sorgen. Es laufen bereits die letzten Sekunden! Misimovic hebt den rechten Arm, nimmt dann Anlauf und schlägt die Ecke butterweich an den Elfmeterpunkt. Zlatan Ibrahimovic nimmt den Ball mit der Brust an, lässt Maicon ganz alt aussehen, er schießt... TOOOOOOOR!!! TOOOOOOOOOOOOOOOOOR!!! Jugoslawien führt durch Ibrahimovic!!! Und da ist der Pfiff, der Schlußpfiff! Die weißen Brasilianer besiegen das Original und sind WELTMEISTER!!! Ich ahne nur, was nun auf den Straßen Sarajevos, Belgrads oder Zagrebs los ist... WAHNSINN! I werd narrisch, würd der Kaiser sagen..."

Dies hier ist der Kader der Helden von Johannesburg:

Handanovic (Udinese Calcio), Brkic (Vojvodina Novi Sad), Subasic (Hajduk Split) - Vidic (Manchester United), Ivanovic (Chelsea London), Corluka (Tottenham Hotspur), Subotic (Borussia Dortmund), Kolarov (Lazio Rom), Lovren (Olympique Lyon) - Modric (Tottenham Hotspur), Stankovic (Inter Mailand), Krasic (ZSKA Moskau), Srna (Schachtjor Donetsk), Misimovic (VfL Wolfsburg), Jovetic (AC Florenz), Kranjcar (Tottenham Hotspur), Krkic (FC Barcelona) - Ibrahimovic (FC Barcelona), Dzeko (VfL Wolfsburg), Vucinic (AS Rom), Pandev (Inter Mailand), Olic (Bayern München), Petric (Hamburger SV)

Jugoslawien Weltmeister?
Ibrahimovic der Siegtorschütze?
Denkt mal drüber nach!

Weiteres zu dieser schönen kleinen Utopie folgt in Kürze :-)

Mittwoch, 28. April 2010

Geschichte des Balkans, Teil I: 4. - 7. Jahrhundert

Mit dem Ende des Weströmischen Reiches unter dem Druck der Germanischen Völkerwanderung veränderte sich die europäische Landkarte nachhaltig. In den ehemaligen römischen Provinzen kämpften germanische Stämme um die Vorherrschaft. Sweben, Westgoten, Burgunder, Franken, Wandalen, Ostgoten, Langobarden und viele kleinere Stammesgemeinschaften sicherten sich die vormals "zivilisierten" römischen Territorien in Westeuropa und in Nordafrika. Während sich das Oströmischen Reich auf dem Balkan gegen den Druck der einwandernden Stämme der Ost- und Westgoten sowie der hunnischen Gepiden stemmte, entstanden im Westen Europas zwei Großreiche, die sich aus der Erbmasse Westroms herausbildeten: Das Reich der (West-)Goten und das Reich der Franken.

Als 476 Odoaker, Anfüher der germanischen Skiren, Rom eroberte und mit Romulus Augustulus den letzten Kaiser Westroms absetzte, wurde seine Königsherrschaft über Italien von Ostrom nicht anerkannt. Der oströmische Kaiser Zeno gewann in Theoderich (später "der Große") einen Verbündeten gegen Odoaker, dem es 493 gelang Italien zurückzuerobern. Unter Zenos Nachfolger Anastasios wurde er als "König in kaisergleicher Stellung" anerkannt und konnte weite Teile des ehemaligen Weströmischen Reiches durch Krieg und Diplomatie einen: Ein Großteil der Iberischen Halbinsel, das südliche Burgund, Norditalien und der Alpenraum sowie das Drau-Save-Gebiet bis zur ehemaligen Reichsgrenze zwischen West und Ost standen somit kurzzeitig wieder unter römischer Hegemonie durch Ostroms Vasall Theoderich.

Als Theoderich der Große 526 starb, zerbrach sein mühsam errichtetes Staatskonstrukt jedoch rasch. Kaiser Justinian ergriff energisch die Gelegenheit der Nachfolgestreitigkeiten unter den germanischen Völkern, um das Römische Reich militärisch zu restaurieren. So gelangten Nordafrika und Teile des späteren Südspaniens, der Balkan und nicht zuletzt Italien erneut unter direkte oströmische Herrschaft. Aus Theoderichs Reich überdauerten nur die Westgoten als eigenständiges Territorium, während sich das Frankenreich neben Burgund auch das Alpenvorland und einen Zugang zum Mittelmeer in der Gegend um Marseille sicherte. Doch auch dieser letzte Ausgriff Roms auf die ehemaligen Kernterritorien war nicht von langer Dauer. Schon 568, kurz nach dem Tod Justinians 565, ging die Herrschaft über Italien an die Langobarden verloren und drängten Slawen, Awaren und Bulgaren auf den Balkan.


















Restauration des Römischen Reiches durch Justinian

Hier beginnen die dunklen Jahre, von denen wir im Seminar gesprochen haben. Es bietet sich an, hier für den Balkanraum eine Zäsur zu setzen, möglicherweise gar den Übergang von der Antike zum Mittelalter (siehe mein gestriger Beitrag). In den folgenden Jahrhunderten sollten vor allem zwei Völker massgeblichen Einfluß auf die Geschichte der Region nehmen: Bulgaren und Serben. Anfang des 6. Jahrhunderts begann die Landnahme der Bulgaren, die zuerst durch Raub- und Plünderungszüge, gegen Ende des Jahrhunderts aber auch in festen Ansiedlungen bis tief in die Peloponnes hinein erfolgte. Die Verteidigung des Oströmischen Reiches an der Donaugrenze brach zusammen und öffnete den Balkanraum auch für die Sklavenen, später dann für Kroaten und Serben.

Die slavische Landnahme ist in der Mitte des 7. Jahrhunderts abgeschlossen, für Ostrom der direkte Zugriff auf die Region verloren. In byzantinischen Quellen ist fortan die Rede von sogenannten Sklavinien: Gebiete slavischer Stammesgruppen ohne eigene Staatsorganisation. Die nördlichen dieser Sklavinien gerieten in den 80er Jahren des 7. Jahrhunderts unter die Herrschaft der Bulgaren, die kurz darauf als erster unabhängiger Staat auf byzantinischem Boden anerkannt wurden. Während also auf dem Balkan oströmische Provinzen an Slaven und Bulgaren verloren gingen, musste Byzanz auch im Osten territoriale Verluste hinnehmen. Die durch die Entstehung und Expansion des Islam geeinten arabischen Stämme eroberten große Teile des Reichsgebietes und brachten unter anderem Syrien, Ägypten und Palästina unter ihre Herrschaft. Macht und Einfluß des Oströmischen Reiches wurden dadurch auf Kleinasien limitiert.

Dienstag, 27. April 2010

Mittelalter - was'n das?

Die Frage nach der Bedeutung des Begriffs "Mittelalter" und die daraus folgende Ableitung, warum sich denn ein "mittleres Alter" in der Geschichte etabliert hat, ist eine Voraussetzung für das historische Verständnis dieser Epoche. Allgemein trägt das Mittelalter die Attribute dunkel, rückständig, dreckig u.v.m. Viele Menschen denken sofort an Ritter, Burgen, Turniere, Pest, Kirche und natürlich auch an Kreuzzüge. Diese Liste ließe sich beliebig verlängern, keine Frage. Punktum: Das Mittelalter interessiert in der Regel keine Sau.

So ging es auch mir zu Beginn meines Studiums, doch mittlerweile bin ich da deutlich anderer Meinung. Wer unsere moderne Welt verstehen möchte, der kommt um das Mittelalter nicht herum. In ihm bildete sich unter Transformation und Weiterentwicklung des antiken Wissens die Grundlage unserer heutigen Gesellschaft. Natürlich sind viele Quellen und Informationen im Zuge der Völkerwanderung verloren gegangen. Schriftlichkeit war kein weit verbreitetes Attribut unter den einwandernden Slaven, Germanen und übrigen Stammesgruppen.

Für die Humanisten im 15. und 16. Jahrhundert stand daher der Versuch im Vordergrund, an das antike Erbe Europas anzuknüpfen, an Griechen und Römer sowie deren Wissen, Kultur, Anschauungen und Gesellschaftsformen. An die Stelle der bisherigen historischen Betrachtungsweise "vor Christus" und "nach Christus" rückte 1688 durch den Historiker Christopherus Cellarius aus Halle die Perspektive eines mittleren Zeitalters. Er teilte als erster Geschichtswissenschaftler bewusst in das Schema ein, das uns bis heute bekannt ist: Antike, Mittelalter, Neuzeit.

Die Renaissance des antiken Wissens gelang vornehmlich durch die starke kirchliche Durchdringung des spätrömischen Reiches und der fortschreitenden Christianisierungsbemühungen innerhalb der an die Stämme der Völkerwanderung "verlorenen" Gebiete. Wo staatliche Institutionen verloren gingen, blieb in der Regel die kirchliche Struktur erhalten oder konnte restauriert werden. Wo dem nicht so war blieb eine "stumme" Zeit zurück, dem das Mittelalter sein "dunkles" Attribut verdankt. So auch auf dem Balkan, der ja stets im Zentrum unserer Betrachtung steht.

Träger dieser Rückbesinnung auf die Antike war die gemeinsame Umgangssprache bzw. die Grundlage der romanischen Sprachen: Latein. Nur durch diese Sprache war es möglich, eine direkte Verbindung zur vormittelalterlichen römischen Welt herzustellen. Das griechische Element wird bei dieser Definition ausgeschlossen. Es wundert daher kaum, dass die Erforschung des Byzantinischen Reiches und des griechisch-sprachigen Südosteuropas in der Nachfolge des Öströmischen Reiches lange Zeit Teilgebiet der klassischen Philologie und nicht der historischen Mediävistik war. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte der Kulturtransfer wieder ein, konnten Querverbindungen gezogen werden und begann eine umfassendere Betrachtung der beiden parallelen europäischen Forschungsfäden.

Halten wir aber fest, dass der Begriff "Mittelalter" für das katholisch-lateinische Europa angepasst und daher für die Entwicklungen in Byzanz oder Osteuropa nur eingeschränkt als Epocheneingrenzung angemessen ist. Für das Byzantinische Reich endet die Antike quasi mit dem Ende ebendieses Machtkomplexes, ein Mittelalter lässt sich kaum abgrenzen. Auch die Geschichte Osteuropas, ganz zu Schweigen von den Historien anderer Kulturkreise, ist anders gegliedert. Unser Bezugrahmen für den Balkan ist daher erneut an einer schon bekannten Stelle angelangt: Der Balkan ist eine Grenzregion, in der osteuropäisch-byzantinische und katholisch-eurozentrische Geschichtsschreibung aufeinandertreffen, sich überlappen und gegenseitig beeinflussen.

Gehen wir den Schritt zurück zu unserem allgemein angewandten "Mittelalter"-Begriff. Einhergehend mit der Abkoppelung der Periodisierung von der Offenbarung Christi ergaben sich mehrere Möglichkeiten der mittelalterlichen Grenzen:

Stellt man das (katholische) Christentum als einheitliche Religion Europas in den Mittelpunkt, dann dauert das Mittelalter von seiner Legitimierung durch Konstantin den Großen 313 bis zur Reformation durch Martin Luther 1517.

Geht man bei der Begriffsbestimmung vom prägenden Dualismus Papst - König/Kaiser aus, dann lassen sich die Grenzen 476 mit dem Untergang des Weströmischen Reiches und 1494 mit dem Zug König Karls VIII. von Frankreich nach Rom ziehen.

Eine weitere Periodisierung basiert auf der Kontinentalgemeinschaft der romanisch-germanischen Völker im Anschluß an die antike Mittelmeerkultur. Ihr Beginn ist die arabische Expansion bis an das östliche Mittelmeer um 650, ihr Ende die Entdeckung Amerikas 1492, das einen neuen Bezugsrahmen setzte und z.B. mit der Entstehung von Kolonialmächten einen neuen historischen Akzent setzte.

Fernab von festen Daten versuchen Historiker auch, Transformationsübergänge zu definieren. Gemäß dieser Theorie handelt es sich nicht um feste "Termine", an denen sich Epochengrenzen festmachen lassen, sondern um zu definierende Übergangsprozesse, an deren Ende neue gesellschaftlich-kulturelle Epochen stehen.

Meine persönliche Meinung liegt irgendwo dazwischen. Ich meine, dass das Ende des Weströmischen Reiches als letztes Bollwerk gegen den Druck der Völkerwanderung die mittelalterliche Welt mehr beeinflusste, als das Toleranzedikt des Konstantin. Andererseits gebe ich dem religiösen Aspekt mehr Bedeutung am Ende "meines" Mittelalters, denn die Reformation ist für mich deutlich klarer als Endpunkt zu begründen, als die Entdeckung Amerikas. Aber wie gesehen gehen da die Meinungen auseinander.

Für unser Seminar bleibt die Feststellung, dass wir es auf dem Balkan mit einer Grenzregion zu tun haben, in der zum einen westliche und östliche Kultur, zum anderen Katholizismus und Orthodoxie, zum dritten Slaven und germanisch-romanische Urvölker in einem gemeinsamen Gebiet aufeinandertreffen. Frei nach Huntington haben wir es hier schon früh mit einem ersten "Clash of Cultures" zu tun, der schon weit vor dem zweiten - der Eroberung des Balkans durch das muslimische Osmanische Reich - stattfand.

In den kommenden Blogs werde ich versuchen, euch in loser Folge die kontroverse und zum Teil unübersichtliche Geschichte des Balkans näher zu bringen.