Dienstag, 15. Juni 2010

Reisende und Reiseberichte

Nach der Stadt nun also Reiseberichte. Da fallen mir spontan verschiedene Arten von Erlebnisberichten ein, die mehr oder weniger wissenschaftlichen Anspruch haben. In erster Linie natürlich private Schilderungen einer Reise, wie ich es in diesem Blog schon mit unserem Kroatien-Urlaub 1989 unternommen habe. Wissenschaftlich natürlich ohne Belang. Das sieht schon anders aus, wenn berühmte Menschen eine Reise tun. Gerade in Zeiten geringerer Mobilität war es eine große Anstrengung, fremde Gefilde persönlich zu besuchen und die Erlebnisse für die Daheimgebliebenen festzuhalten, denen die Gelegenheit für ein solches Abenteuer meistens nicht vergönnt war. Ich denke man kann diese in verschiedenen - allen? - wissenschaftlichen Fachrichtungen finden. Während Goethe oder Fontane in erster Linie literarisch an diese Aufgabe gingen, lag der Schwerpunkt von Humboldt und anderen Naturwissenschafltern in der Beschreibung biologischer oder geographischer Begebenheiten.

Natürlich gibt es auch historische Reiseberichte. Mir fallen da spontan als schöne Beispiele die Entdeckungsreisen ein: Kolumbus, Magellan, Vespucci und wie sie alle hießen, alle hatten ihre Forscher und Wissenschaftler an Bord, die ihre Abenteuer und Entdeckungen für die interessierte Heimat und damit für die Nachwelt festhielten. Aus meiner Seminararbeit zur kanadischen Geschichte kann ich von Jacques Cartier und Samuel de Champlain erzählen, die die Entdeckung und Erschließung des späteren Kanadas portraitieren. Absolut lesenswert, wenn man sich dafür interessiert! Ein weiteres weit verbreitetes Beispiel sind die Reisen Marc O'Polos. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr könnte ich nennen. Durch die Beobachtungen dieser Menschen, die sich über ihren eigentlichen Aufgabenbereich hinaus für alles in der fremden Umgebung interessierten und sehr interdisziplinär tätig waren, prägten sich Menschenbilder. Viele der heutigen Klischees gegenüber fremden Kulturen stammen aus der Kolonialzeit, in der sich Europäer die fremden und unbekannten Kontinente und deren menschliche und tierische Einwohner erschlossen. Natürlich sind auch religiöse Berichte zu erwähnen, unter anderem von Eliade oder van der Leeuw und und und...

Im Prinzip geht es immer darum, eine fremde und dadurch attraktive Umgebung oder ein reiz- und eindrucksvolles Erlebnis zu beschreiben, festzuhalten und wissenschaftlich zu verarbeiten. Die Erkenntnisse unterliegen dabei natürlich immer subjektiven und perspektivischen Rahmenbedingungen, eine Quellenkritik ist also immer notwendig. Ähnlich wie bei der Montagsdiskussion um die Bektashi auf dem Balkan sind wir da wieder bei hierarchischen Aspekten: Wer berichtet über wen, auf welche Weise, warum gerade in dieser Form und so weiter. Auch unser Thema vom Beginn des Seminars, also GRENZen, AbGRENZungen, EinGRENZungen usw. erhalten beim Thema Reiseberichte wieder Aktualität. Die wissenschaftliche Relevanz ist also immer im Einzelfall zu beurteilen. Es gibt keine pauschale "Wertigkeit" einer Reiseberichterstattung!

Auch in der Moderne haben sich diese Berichte nicht erübrigt. Jeder Urlaubsratgeber schickt seine Mitarbeiter vor, um eine bestimmte touristische Umgebung zu beschreiben und im besten Licht darzustellen. Natürlich mit dem Ziel, den geneigten Touristen schon vorab auf den geplanten Urlaubsort einzustimmen. Sicherlich haben auch unsere Nationalspieler vom DFB eine Broschüre zum Thema Südafrika bekommen und dabei von den Menschen profitiert, die das für sie vorbereitet haben. Es fällt also wirklich schwer, das Ganze zu systematisieren: Wenn jemand eine Reise tut und das Erlebte in irgendeiner Form festhält, dann entsteht ein Reisebericht. Welche Aussen- und ggf. Massenwirkung diese dann erhalten, hängt immer von ihrem Verfasser und dessen Hintergrund ab. Meine Kroatienerzählung lesen hier vielleicht zehn Menschen. Wenn Hape Kerkeling den Jakobsweg schildert, dann lesen das Millionen!

Ein wirklich interessantes und weites Thema, das du da anschneidest, Stefan. Ich bin schon gespannt auf den wohl bekanntesten Reiseberichterstatter des Osmanischen Reiches. Und um auf deine letzte Frage zu kommen, wer sowas denn lesen würde: Bewusst die wenigsten, unbewusst alle Menschen. Man kann sich Reiseberichten gar nicht entziehen! Sie sind überall, in jeglichen Medien, selbst im Freundeskreis in der kleinen, netten Dia- oder Photorunde werden immer wieder Reiseberichte zum Besten gegeben. Eine Unterscheidung fällt mir eben noch ein: Es gibt reale und fiktive Reiseberichte. Die nächtliche Reise des Propheten Mohammed nach Jerusalem und der Exodus des Volkes Israel aus Ägypten kommen mir da ebenso in den Sinn, wie die Meuterei auf der Bounty oder Dumas' Reise zum Mittelpunkt der Erde. Ohne das man das jetzt in irgendeiner Form vergleichen kann, hoffe ich trete da gerade keinem auf die Füße.

Ein sehr weites Feld und ich höre nun besser auf, mich damit hier im Blog zu befassen. Mir kommen immer neue Ideen, ein Faß ohne Boden. Freue mich wie immer über Kommentare, bis dann!

4 Kommentare:

  1. Evliya Çelebi ‏اوليا چلبي‎




    So, da du Osmanische Reiseberichterstattern erwähnt hast, möchte ich heute mit eins von berühmtesten anfangen… Der Evliya Celebi… Man sagt das er in seinem Traum den Prophet Mohammad gesehen hat, wobei er „Shefaat (Bittschrift-Intercession) ya Rasulallah“ sagen wollte hat er versprochen und „Seyahat ya Rasulallah“ gesagt, und war deshalb immer unterwegs gewesen.
    Geboren wurde er im Jahre 1611 in Istanbul. Sein Vater war ein Künstler, Innenausstatter und Goldschmiede im Sultanspalast. Er hatte die Innenausstattungsarbeiten der Sultanahmet Moschee in Istanbul durchgeführt.
    Im Jahre 1635 hat er seinen ersten Berichten über Istanbul`s besondere ecken geschrieben. Er hat an allen besuchten Stellen die Lebensweise, Ordnung und Eigenschaften der Gesellschaft beobachtet. Später hat er die Gebiete Bursa, İzmit und Trabzon durchgewandert. Er wollte immer fernere Orte und Länder besuchen, deshalb wanderte zu den östlichen Provinzen der Türkei sowie zu Orte in Georgien und Aserbeidschan. Im Jahre 1648 zog er zurück nach Istanbul und reiste nach Damaskus, wo er ungefähr drei Jahre lang wanderte.
    Im Jahre 1661 wurde er von Sultan Mehmet IV. nach Österreich geschickt. Zwischen 1661 bis 1670, nach Österreich, hat er Albanien, und Thessaloniki besucht. Nach den Angaben beträgt die gesamte Dauer seiner Wanderung 50 Jahre.
    Evliya Çelebi`s Beschreibungen bestand aus Beobachtungen, Erzählungen und Glaubensarten. Außerdem Volkslieder, Volksgedichte, Erzählungen, Märchen, Volkstänze, Hochzeitsfeste, Glaubensarten, Feste, Vereine, gegenseitige menschliche Beziehungen, gesellschaftliches Verhalten, Kunst, Kultur, Handwerke, Bekleidungsstil von den durchgewanderten Gebieten geben den Forschern ein klares Bild über das damalige Leben in verschiedenen Ländern und Gebieten war seiner Interessen.
    Neben den Menschen hat er auch sehr ausführlich die Umgebung, Häuser, Brunnen, Moscheen, Paläste, Hamams, Medresen (Theologieschulen), Kloster, Burgen, Stadtmauern, Synagogen, Kirchen, Architektur, Klima und Landschaft. An manchen Stellen seiner Werke werden auch die Regierungen, bekannte Menschen der Gesellschaft sowie Musikinstrumente detailliert dargestellt.
    Für seine Texte hat er leichte, fließende, alltägliche Sprache gebraucht.
    Sein einziges und bekanntestes Werk war Seyahatname (Reisebeschreibungen). Wegen viele Beispiele der lokalen Begriffe und Ausdrücke verschiedener Länder zu finden sind, ist auch eine gute Quelle für Sprachenwissenschaftler gewesen.. Seyahatname besteht aus zwei Teilen. Die ersten 8 Bände wurden zwischen 1898-1928 und die letzten 2 Bände zwischen 1935-1938 publiziert.
    Außerdem war Evliya Çelebi ein Kalligraph, Dichter und Ausstattungskünstler. Als Musiker hatte er eine wunderschöne Stimme und Kenntnisse über fast alle Musikinstrumente.
    Man vermutet, dass er während einer Wanderung in Ägypten oder in Istanbul mit 73 Jahren gestorben ist.
    Sevki Yildirim

    AntwortenLöschen
  2. Evliya Çelebi ‏اوليا چلبي‎




    So, da du Osmanische Reiseberichterstattern erwähnt hast, möchte ich heute mit eins von berühmtesten anfangen… Der Evliya Celebi… Man sagt das er in seinem Traum den Prophet Mohammad gesehen hat, wobei er „Shefaat (Bittschrift-Intercession) ya Rasulallah“ sagen wollte hat er versprochen und „Seyahat ya Rasulallah“ gesagt, und war deshalb immer unterwegs gewesen.
    Geboren wurde er im Jahre 1611 in Istanbul. Sein Vater war ein Künstler, Innenausstatter und Goldschmiede im Sultanspalast. Er hatte die Innenausstattungsarbeiten der Sultanahmet Moschee in Istanbul durchgeführt.
    Im Jahre 1635 hat er seinen ersten Berichten über Istanbul`s besondere ecken geschrieben. Er hat an allen besuchten Stellen die Lebensweise, Ordnung und Eigenschaften der Gesellschaft beobachtet. Später hat er die Gebiete Bursa, İzmit und Trabzon durchgewandert. Er wollte immer fernere Orte und Länder besuchen, deshalb wanderte zu den östlichen Provinzen der Türkei sowie zu Orte in Georgien und Aserbeidschan. Im Jahre 1648 zog er zurück nach Istanbul und reiste nach Damaskus, wo er ungefähr drei Jahre lang wanderte.
    Im Jahre 1661 wurde er von Sultan Mehmet IV. nach Österreich geschickt. Zwischen 1661 bis 1670, nach Österreich, hat er Albanien, und Thessaloniki besucht. Nach den Angaben beträgt die gesamte Dauer seiner Wanderung 50 Jahre.
    Evliya Çelebi`s Beschreibungen bestand aus Beobachtungen, Erzählungen und Glaubensarten. Außerdem Volkslieder, Volksgedichte, Erzählungen, Märchen, Volkstänze, Hochzeitsfeste, Glaubensarten, Feste, Vereine, gegenseitige menschliche Beziehungen, gesellschaftliches Verhalten, Kunst, Kultur, Handwerke, Bekleidungsstil von den durchgewanderten Gebieten geben den Forschern ein klares Bild über das damalige Leben in verschiedenen Ländern und Gebieten war seiner Interessen.
    Neben den Menschen hat er auch sehr ausführlich die Umgebung, Häuser, Brunnen, Moscheen, Paläste, Hamams, Medresen (Theologieschulen), Kloster, Burgen, Stadtmauern, Synagogen, Kirchen, Architektur, Klima und Landschaft. An manchen Stellen seiner Werke werden auch die Regierungen, bekannte Menschen der Gesellschaft sowie Musikinstrumente detailliert dargestellt.
    Für seine Texte hat er leichte, fließende, alltägliche Sprache gebraucht.
    Sein einziges und bekanntestes Werk war Seyahatname (Reisebeschreibungen). Wegen viele Beispiele der lokalen Begriffe und Ausdrücke verschiedener Länder zu finden sind, ist auch eine gute Quelle für Sprachenwissenschaftler gewesen.. Seyahatname besteht aus zwei Teilen. Die ersten 8 Bände wurden zwischen 1898-1928 und die letzten 2 Bände zwischen 1935-1938 publiziert.
    Außerdem war Evliya Çelebi ein Kalligraph, Dichter und Ausstattungskünstler. Als Musiker hatte er eine wunderschöne Stimme und Kenntnisse über fast alle Musikinstrumente.
    Man vermutet, dass er während einer Wanderung in Ägypten oder in Istanbul mit 73 Jahren gestorben ist.
    Sevki Yildirim

    AntwortenLöschen
  3. Evliya Çelebi ‏اوليا چلبي‎




    So, da du Osmanische Reiseberichterstattern erwähnt hast, möchte ich heute mit eins von berühmtesten anfangen… Der Evliya Celebi… Man sagt das er in seinem Traum den Prophet Mohammad gesehen hat, wobei er „Shefaat (Bittschrift-Intercession) ya Rasulallah“ sagen wollte hat er versprochen und „Seyahat ya Rasulallah“ gesagt, und war deshalb immer unterwegs gewesen.
    Geboren wurde er im Jahre 1611 in Istanbul. Sein Vater war ein Künstler, Innenausstatter und Goldschmiede im Sultanspalast. Er hatte die Innenausstattungsarbeiten der Sultanahmet Moschee in Istanbul durchgeführt.
    Im Jahre 1635 hat er seinen ersten Berichten über Istanbul`s besondere ecken geschrieben. Er hat an allen besuchten Stellen die Lebensweise, Ordnung und Eigenschaften der Gesellschaft beobachtet. Später hat er die Gebiete Bursa, İzmit und Trabzon durchgewandert. Er wollte immer fernere Orte und Länder besuchen, deshalb wanderte zu den östlichen Provinzen der Türkei sowie zu Orte in Georgien und Aserbeidschan. Im Jahre 1648 zog er zurück nach Istanbul und reiste nach Damaskus, wo er ungefähr drei Jahre lang wanderte.
    Im Jahre 1661 wurde er von Sultan Mehmet IV. nach Österreich geschickt. Zwischen 1661 bis 1670, nach Österreich, hat er Albanien, und Thessaloniki besucht. Nach den Angaben beträgt die gesamte Dauer seiner Wanderung 50 Jahre.
    Evliya Çelebi`s Beschreibungen bestand aus Beobachtungen, Erzählungen und Glaubensarten. Außerdem Volkslieder, Volksgedichte, Erzählungen, Märchen, Volkstänze, Hochzeitsfeste, Glaubensarten, Feste, Vereine, gegenseitige menschliche Beziehungen, gesellschaftliches Verhalten, Kunst, Kultur, Handwerke, Bekleidungsstil von den durchgewanderten Gebieten geben den Forschern ein klares Bild über das damalige Leben in verschiedenen Ländern und Gebieten war seiner Interessen.
    Neben den Menschen hat er auch sehr ausführlich die Umgebung, Häuser, Brunnen, Moscheen, Paläste, Hamams, Medresen (Theologieschulen), Kloster, Burgen, Stadtmauern, Synagogen, Kirchen, Architektur, Klima und Landschaft. An manchen Stellen seiner Werke werden auch die Regierungen, bekannte Menschen der Gesellschaft sowie Musikinstrumente detailliert dargestellt.
    Für seine Texte hat er leichte, fließende, alltägliche Sprache gebraucht.
    Sein einziges und bekanntestes Werk war Seyahatname (Reisebeschreibungen). Wegen viele Beispiele der lokalen Begriffe und Ausdrücke verschiedener Länder zu finden sind, ist auch eine gute Quelle für Sprachenwissenschaftler gewesen.. Seyahatname besteht aus zwei Teilen. Die ersten 8 Bände wurden zwischen 1898-1928 und die letzten 2 Bände zwischen 1935-1938 publiziert.
    Außerdem war Evliya Çelebi ein Kalligraph, Dichter und Ausstattungskünstler. Als Musiker hatte er eine wunderschöne Stimme und Kenntnisse über fast alle Musikinstrumente.
    Man vermutet, dass er während einer Wanderung in Ägypten oder in Istanbul mit 73 Jahren gestorben ist.
    Sevki Yildirim

    AntwortenLöschen
  4. Şevki ist hier wohl auf nummer sicher gegangen! :)

    a gdje je Thomas? bist du nach diesem letzten blog selbst auf den jakobsweg los? :)

    reisende grüße
    Stefan

    AntwortenLöschen