Donnerstag, 27. Mai 2010

Balkanimpressionen - Part I

Soderle, nach einer kleinen Pause privater und von Stefan verordneter Pause ("sacken lassen") melde ich mich heute mal wieder zu Wort. Und ich mache einen Schritt zurück, weg von Islam und Balkan, State Buildern und Geschichte, Glaube und Religion und wie unsere bisherigen Meta-Begriffe so hießen. Es wird persönlich :-)

Ich habe mal in meinen Erinnerungen gekramt und meine persönlichen Balkanerfahrungen ausserhalb der Uni-Seminare rekapituliert. Herausgekommen ist ein Sammelsurium direkter und indirekter Erfahrungen mit Jugoslawien und den Nachfolgestaaten - darüber hinaus bin ich ohnehin nie gekommen, den Kontakt zu griechischen ImbissbudenbesitzerInnen und deren vorzüglichen Speisen mal aussen vor gelassen.

Erste Balkanerinnerung war ein Urlaub, ein Urlaub in der Zeit, wo in Jugoslawien der Zersetzungsprozess auf seine Eskalation zusteuerte. So waren wir 1989 in Kroatien im Urlaub, im Jahr darauf - meine Eltern wollten gerne wieder dorthin - war das nicht mehr ohne weiteres möglich. Vorher kannte ich jedenfalls die Region absolut nicht, konnte überhaupt nichts damit anfangen dorthin in Urlaub zu fahren. Ich war Berge gewohnt - und ich liebe Berge! - so dass die Hinfahrt noch klasse war. Doch je niedriger die Hügel und je karger die Landschaft, desto weniger spannend wurde das ganze für Klein-Thomas. Auch die Unterkunft - wir fuhren mit Nachbarn, die dort eine Gastfamilie kannten - war verglichen mit Deutschland gewöhnungsbedürftig (wir teilten uns zu viert drei Betten). Auch die Verständigung mit den beiden Jungs der Familie, die in unserem Alter waren, ging nur über Hände und Füße. Darüberhinaus wimmelte es von Fliegen und Mücken, denn es war ein sehr heißer Sommer in Istrien.

Was mich dann wirklich erschreckte war der Steinstrand. Hey, man erwartet Sand, Palmen und Action als 12-jähriger! Aber man bekam Stein, Büsche und Laaangeweile. Der Gang ins Wasser glich einem "trete ja nirgendwohin, wo du nicht genau weißt, auf was du trittst". Wir wichen also miesen Muschel, garstigen Igeln und lustigen Seesternen aus und achteten nur auf den Boden. Als mein Bruder nach wenigen Tagen bei Schwimmübungen Kontakt zu einer Feuerqualle hatte, war für mich das Meer nur dort noch spassig, wo man reinspringen und wieder herausklettern konnte ohne auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, den Boden zu berühren. Eine Abkühlung eben. Wir wichen daher immer mehr auf das einzige Hotel des Strandabschnittes aus, denn der Pool dort war deutlich attraktiver als das adriatische Meer. Irgendwie mogelten wir uns dort immer rein, Kinderbonus - denke ich. Eine Sache blieb hängen: Ich mag keine Fische. Weder auf dem Teller noch zwischen den Beinen. Mag sein, dass das aus diesem Urlaub kam, wer weiß das schon.

Abwechslung brachten die Wanderungen und Fahrten rund um unsere Unterkunft, die mal nicht zum Strand gingen. Neben günstigen Märkten - Madonna's "Like a Prayer" war damals unser Sommersong und den konnte man da günstig als Kassette erstehen - und lustigen Freiluftkartbahnen - bei denen wieder mein Bruder die Popokarte zog und schmerzhaft verunfallte - blieb mir persönlich als eines der wenigen in der Erinnerung positiv besetzten Ereignisse unser Besuch in Pula haften. Pula war richtig schön: Traumhaft gelegen, Mittagessen oberhalb des Meeres auf einer großen Tersasse, super lecker und das Eis erst! Dort lernte ich eine neue Sportart kennen: Das Eisjonglieren! Genial mit anzuschauen, wie da die Eiskugeln durch das Lokal flogen, direkt in den auffangbereiten Becher oder das bereitgehaltene Hörnchen des Kollegen. Eine Show für sich, das muss man echt mal gesehen haben! Das Eisessen war da fast schon Nebensache und ich weiß noch, wie ich mich eines fragte: Wie sah das Lokal aus, als die beiden noch geübt haben? :-)

Alles in allem war der Urlaub aber nicht mein Ding. Ich bin ohnehin kein Strandtyp und mag keine vergeudete Zeit, wie zum Beispiel in der Sonne liegen und nichts tun. Mich zieht es da mehr zum Wandern, Besichtigen und Aktivität, das Erlebnis steht im Vordergrund, nicht der Müßiggang. Irgendwie war ich dann doch ganz froh, einen zweiten Jugoslawienurlaub im späteren Kroatien nicht mitgemacht zu haben. Der Krieg kam dazwischen und wir fuhren 1990 nach Ungarn an den Balaton. Der hatte wenigstens Sand, wenn auch dreckigen, den man hervorragend werfen konnte! Aber das ist eine andere Geschichte, die mit dem Thema hier nichts zu tun hat.

Teil zwei folgt, dabei wird es weniger friedlich zugehen. Das Jahr 1999 und KFOR werden da die Schlagwörter sein. Bis dann!

1 Kommentar:

  1. liebe Thomas,

    vielen dank für die persönlichen impressionen! ich bin überrascht, wie flexibel du doch auf dieses neue genre reagierst!

    einmal Istra und keine guten erinnerungen - vielleicht war ja aber auch Pula mit seinen fliegenden eiskugeln und der römischen architektur schon bezeichnend für dein kommendes interesse als historiker!

    wie sieht es mit fotos aus dieser zeit aus? kannst du dich da trauen, die private schatulle einen spalt breit aufzutun? :)

    nun, und was den müßiggang betrifft, so sollten wir uns dann doch mal gemeinsam den übungen in huzur widmen! (wenn auch ich gerne zu fuß durch die welt laufe!)

    viele liebe grüße du fisch-hasser!

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