Mittwoch, 28. April 2010

Geschichte des Balkans, Teil I: 4. - 7. Jahrhundert

Mit dem Ende des Weströmischen Reiches unter dem Druck der Germanischen Völkerwanderung veränderte sich die europäische Landkarte nachhaltig. In den ehemaligen römischen Provinzen kämpften germanische Stämme um die Vorherrschaft. Sweben, Westgoten, Burgunder, Franken, Wandalen, Ostgoten, Langobarden und viele kleinere Stammesgemeinschaften sicherten sich die vormals "zivilisierten" römischen Territorien in Westeuropa und in Nordafrika. Während sich das Oströmischen Reich auf dem Balkan gegen den Druck der einwandernden Stämme der Ost- und Westgoten sowie der hunnischen Gepiden stemmte, entstanden im Westen Europas zwei Großreiche, die sich aus der Erbmasse Westroms herausbildeten: Das Reich der (West-)Goten und das Reich der Franken.

Als 476 Odoaker, Anfüher der germanischen Skiren, Rom eroberte und mit Romulus Augustulus den letzten Kaiser Westroms absetzte, wurde seine Königsherrschaft über Italien von Ostrom nicht anerkannt. Der oströmische Kaiser Zeno gewann in Theoderich (später "der Große") einen Verbündeten gegen Odoaker, dem es 493 gelang Italien zurückzuerobern. Unter Zenos Nachfolger Anastasios wurde er als "König in kaisergleicher Stellung" anerkannt und konnte weite Teile des ehemaligen Weströmischen Reiches durch Krieg und Diplomatie einen: Ein Großteil der Iberischen Halbinsel, das südliche Burgund, Norditalien und der Alpenraum sowie das Drau-Save-Gebiet bis zur ehemaligen Reichsgrenze zwischen West und Ost standen somit kurzzeitig wieder unter römischer Hegemonie durch Ostroms Vasall Theoderich.

Als Theoderich der Große 526 starb, zerbrach sein mühsam errichtetes Staatskonstrukt jedoch rasch. Kaiser Justinian ergriff energisch die Gelegenheit der Nachfolgestreitigkeiten unter den germanischen Völkern, um das Römische Reich militärisch zu restaurieren. So gelangten Nordafrika und Teile des späteren Südspaniens, der Balkan und nicht zuletzt Italien erneut unter direkte oströmische Herrschaft. Aus Theoderichs Reich überdauerten nur die Westgoten als eigenständiges Territorium, während sich das Frankenreich neben Burgund auch das Alpenvorland und einen Zugang zum Mittelmeer in der Gegend um Marseille sicherte. Doch auch dieser letzte Ausgriff Roms auf die ehemaligen Kernterritorien war nicht von langer Dauer. Schon 568, kurz nach dem Tod Justinians 565, ging die Herrschaft über Italien an die Langobarden verloren und drängten Slawen, Awaren und Bulgaren auf den Balkan.


















Restauration des Römischen Reiches durch Justinian

Hier beginnen die dunklen Jahre, von denen wir im Seminar gesprochen haben. Es bietet sich an, hier für den Balkanraum eine Zäsur zu setzen, möglicherweise gar den Übergang von der Antike zum Mittelalter (siehe mein gestriger Beitrag). In den folgenden Jahrhunderten sollten vor allem zwei Völker massgeblichen Einfluß auf die Geschichte der Region nehmen: Bulgaren und Serben. Anfang des 6. Jahrhunderts begann die Landnahme der Bulgaren, die zuerst durch Raub- und Plünderungszüge, gegen Ende des Jahrhunderts aber auch in festen Ansiedlungen bis tief in die Peloponnes hinein erfolgte. Die Verteidigung des Oströmischen Reiches an der Donaugrenze brach zusammen und öffnete den Balkanraum auch für die Sklavenen, später dann für Kroaten und Serben.

Die slavische Landnahme ist in der Mitte des 7. Jahrhunderts abgeschlossen, für Ostrom der direkte Zugriff auf die Region verloren. In byzantinischen Quellen ist fortan die Rede von sogenannten Sklavinien: Gebiete slavischer Stammesgruppen ohne eigene Staatsorganisation. Die nördlichen dieser Sklavinien gerieten in den 80er Jahren des 7. Jahrhunderts unter die Herrschaft der Bulgaren, die kurz darauf als erster unabhängiger Staat auf byzantinischem Boden anerkannt wurden. Während also auf dem Balkan oströmische Provinzen an Slaven und Bulgaren verloren gingen, musste Byzanz auch im Osten territoriale Verluste hinnehmen. Die durch die Entstehung und Expansion des Islam geeinten arabischen Stämme eroberten große Teile des Reichsgebietes und brachten unter anderem Syrien, Ägypten und Palästina unter ihre Herrschaft. Macht und Einfluß des Oströmischen Reiches wurden dadurch auf Kleinasien limitiert.

2 Kommentare:

  1. also die östlichen Romaer im 7. jh. in der zange aus Sklaviniern und Arabern! :) Das hat was! Was schreiben denn die byzanischen katibs so über die Sklavinier? Wilde langhaarige? dazu gehören dann doch auch die slawischen stämme, über die die bulgarische reichselie befehligte? gibt es da eigentlich IRGENDWELCHE selbstzeugnisse?

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  2. Ich werde mal schauen, ob sich da etwas finden lässt. ;-)

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